November 2013 - Posts
Zuerst mal das Wichtigste: Conny ist auf dem Wege der Besserung. Endlich. Sie war heute aber den ganzen Tag im Hostel und ist nicht mitgekommen zum Pearl Market und auch nicht zum Bird’s Nest (=Olympiastadion). Ich tippe die Blogartikel derzeit retrospektiv und Conny sitzt inzwischen wieder halbwegs fit neben mir.
Vormittags ging es dann also zum Pearl Market. Das ist eigentlich nichts anderes als eine Markthalle mit allen möglichen Ständen. Alles Fake natürlich. Dahin sind wir erstmal mit der schön überfüllten Subway. Besonders cool: In den Tunneln der Subway sind wohl LED-Tafeln montiert, die Werbung zeigen die sich genausoschnell wie die Subway bewegt und somit immer auf Höhe des Zuges zu lesen ist.
In der Markthalle gab es dann wirklich alles und nichts und selbst wenn es nach original aussah, sich so anfühlte und so roch: Alles hier ist gefälscht. Rolex Uhren, Kopfhörer, IPhones, Handtaschen, Jacken, T-Shirts, Gürtel, Anzüge, Krawatten… bedruckt mit allen bekannten Markennamen. Ich habe mir selbst nur einen Gürtel gekauft, da meine Hosen anfangen zu rutschen. Verdammt.
Der Gürtel sollte ursprünglich 180 Yuan kosten, das ist dann etwas über 20 Euro. Nach ein wenig geschickter Verhandlung landeten wir dann bei 30 Yuan. Das sind dann knapp 5 Euro. Krass. Ich fühle mich beim Handeln aber nicht so richtig wohl, man muss schon ganz schön dreist handeln, um einen gescheiten Preis zu bekommen.
Nachmittags ging es dann, wieder mit der vollen Metro, zum Olympia Park. Wir kommen also aus der Metrostation heraus und sehen…. nichts…. nur Nebel. Es ist heute so Smoggy hier in Beijing, dass man etwa 200m Sichtweite hat. Man konnte also so gerade das gigantische Stadion im Nebel erkennen.
Wir sind dann ein wenig über das Gelände geschlendert, haben gewartet bis das Licht angeht und sind dann auch relativ schnell wieder zurück zum Hostel, denn so richtig viel gab es hier nicht zu tun, es sei denn man wollt unsinnige Souvenirs kaufen.
Im Hostel war dann noch der Abschied von einem Teil unserer Reisegruppe. Einige sind von Beijing nach Beijing gereist und deren Reise endet hier, wieder andere sind nur von Hong Kong nach Beijing gereist und auch die bleiben hier und begleiten uns nicht zurück nach Hong Kong. Insgesamt hatten wir bis hierhin eine tolle Reisegruppe, aber zuletzt waren wir 30 Personen, das war etwas viel. Mit nun 13 Personen ist es einfacher.
Morgen haben wir dann noch einen halben Tag in Beijing, bevor wir am frühen Nachmittag dann gen Süden nach Hangzhou fahren und dort dann in einer Lodge im Wald bleiben werden.
Pünktlich um 5:40 standen wir also bereit, um dem Sonnenaufgang an der chinesischen Mauer beizuwohnen. Verdammt, war das früh. Und es war nicht nur früh. Es war auch eiskalt. Wir sind hier glaube ich ein paar Meter über dem Meeresspiegel und außerdem relativ weit entfernt von Beijing, die Temperatur war schon nahe am Gefrierpunkt würde ich mal tippen.
Ich hatte sogar noch mehr Klamotten an als gestern: Longsleeve, T-Shirt, Fleece, Hoodie, Regenjacke. Und ich war trotzdem am frieren. Die Heizung im Bus war angeblich auch hinüber. Na toll. Also schnell rüber zur Mauer und dem Sonnenaufgang entgegen.
Beim Klettern auf der Mauer wurde mir auch sehr schnell warm. Wir haben es gemacht wie gestern: Ich bin drauf los gerannt und Conny ist langsam hinterher, sie ist ja noch immer nicht so ganz fit. Auf der Mauer hatten wir dann auch noch genügend Zeit, bis die Sonne dann hinter den Bergen aufgegangen ist. Genug für ein paar Fotos im Morgengrauen.
Im morgendlichen Licht wirkt die Mauer nochmal ein wenig imposanter, finde ich zumindest. Und wir waren so früh am Morgen hier tatsächlich die Einzigen, die auf der Mauer herumgelaufen sind. Dementsprechend einsam sehen auch die Fotos aus.
Nach und nach ließ sich die Sonne dann blicken und tauchte die komplette Landschaft in ein warmes Gelb. Mit so einer Aussicht ist ein Sonnenaufgang natürlich richtig toll. Da stört auch der Smog kaum, der heute stärker als Gestern von Peking herüberweht.
Wieder war es sehr schwer die unglaubliche Aussicht und das sich ständig ändernde Licht in Fotos zu fassen, ich habe geknipst wie ein bekloppter und hoffe, dass die Fotos diese krasse Stimmung ein wenig rüberbringen. Panoramafotos habe ich auch duzende gemacht, vielleicht drucke ich mir mal eins auf Leinwand.
Der Sonnenaufgang währe auch schon ohne Mauer faszinierend gewesen, mich beeindruckt es mit der Mauer aber noch mehr. Man muss stets zweimal hinschauen, wenn man bis zum Horizont nur diese unglaublich lange Mauer sieht.
Da ich den Sonnenaufgang fast vom höchsten Punkt aus verfolgt habe, konnte ich auf dem Weg nach unten die Sonne quasi überholen und noch 2 weitere Sonnenaufgänge erleben. Den zweiten davon habe ich auf halber Strecke erlebt und einen Reisekumpanen kurz um ein Foto gebeten. Bei dem Licht wird fast jedes Foto ein Hit.
Ganz besonders stolz bin ich auf folgendes Foto. Man sieht hier schon relativ viel von der Sonne und eine echt klasse Färbung der Mauer, die leider nur wenige Sekunden anhielt, unmittelbar danach färbte sich alles etwas natürlicher und heller ein und der Moment war vorbei. Das Foto ist dennoch klasse!
Auf dem Weg nach unten habe ich dann auch Conny wieder aufgesammelt und dann den dritten Sonnenaufgang mit ihr zusammen gesehen. Inzwischen war uns auch beiden nicht mehr so richtig kalt, wir sind ja viel gekraxelt. Connys Erkältung hat das natürlich gar nicht gut getan, sie war ordentlich am röcheln.
Aber auch eine röchelnde Conny steht mir auf der Mauer kurz Motiv für ein schönes Foto. Man sieht an ihrer Kleidung, wie bitter Kalt es dort morgens war. Hinter ihr auf der Mauer kraxeln 5-6 Leute aus unserer Reisegruppe die Mauer hinab in Richtung Bus.
Der Bus brachte uns dann auch nach Peking ins Hostel. Endlich. Auf dem Weg musste ich als einziger mittendrin pullern und mangels Klo an die Mauer eines Kindergartens strullen. Unangenehm. Im Hostel dann haben wir noch einige Zeit warten müssen, bis wir unser großzügiges Zimmer beziehen konnten. Dann ging es los in Richtung Tianamen Square und verbotene Stadt.
Auf dem ersten Bild sieht man übrigens unsere neue Einheitskleidung in der Reisegruppe. Wir haben alle am Shaolin-Tempel Kung Fu Schuhe gekauft, diese kosteten lediglich 25 Yuan und somit keine 3 Euro. Sie sind total bequem und wir werden mal schauen, wie lange sie halten. Mit Schuhen sind wir dann nach 10 Minuten gehen am Tianamen Square angekommen und mussten zunächst einmal eine Sicherheitskontrolle über uns ergehen lassen.
Ich bin gerade durch, als ich hinter mir ein gurgeln höre und…. oh Gott… da hat Conny glatt auf den Platz des himmlischen Friedens gebrochen. Nicht gut. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie wohl eine Lebensmittelvergiftung hatte und sie wurde von unserem Guide sofort zurück ins Hostel gebracht. Doch dazu später mehr, jetzt erstmal weiter mit der Forbidden City, denn ich bin bei der Gruppe geblieben.
Der Platz an sich ist relativ unspektakulär, aber relativ groß. Am hinteren Ende befindet sich eine große chinesische Flagge, die jeden Morgen von einem mehr oder weniger prominenten Chinesen gehisst wird. Da schauen dann mehrere Tausend Leute zu. Hinter der Fahne befindet sich dann die Forbidden City, die sich durch ein großes Gebäude mit Mao-Gesicht und eine große rote Mauer zeigt.
Durch den ersten Eingang kommt man bereits in das Innere der Forbidden City. Soweit ist das Ganze dann auch noch umsonst und zudem relativ unspektakulär. Der Eintritt kostet 60 Yuan für Erwachsene und 20 Yuan für Studenten. Wenn man einen Führerschein dabei hat, geht der aber auch als Studentenausweis durch. Ich hatte meinen leider nicht da. Verdammt. Naja, 60 Yuan sind etwa 7,50 €.
Nach dem Zahlen ging es dann durch das nächste Portal in einen riesigen Innenhof, die eigentliche Forbidden City. Das Ganze war übrigens mal der Palast für insgesamt 24 Emperors von China. Der Letzte regierte hier bis 1912. Der erste etwa 250 Jahre vorher. Der Palast heißt Forbidden City, weil es normalsterblichen verboten war, hier ein und aus zu gehen. In diesem Sinne wäre dann auch der Buckingham Palace eine Forbidden City. Der Palast in Peking ist etwa 900m lang und 700m breit.
Auf dem ersten Platz sah man einige Brücken über einen kleinen Kanal und direkt das nächste Gebäude/Portal. Hier verhielt es sich wohl so, dass nur der Kaiser durch das mittlere schreiten durfte, alle anderen mussten eine andere Tür nutzen. Wir sind natürlich hindurchgeschritten. In diesen Gebäuden ist alles aus Holz und in Rot gehalten. Eine typische Farbe der Ming-Dynastie.
Was erwartete uns danach? Richtig! Ein weiterer weitläufiger Platz und an dessen Ende das nächste Gebäude. Dieses Gebäude - und die nächsten 3 oder 4 auch – dienten bei unterschiedlichen Kaisern unterschiedlichen Zwecken. Der eine nutzte es als Garderobe, der andere hielt Sitzungen ab. In jedem der Gebäude hat irgendwer schonmal geheiratet. In jedem Gebäude steht heute irgendein Thron.
Nachdem wir das erste richtige Gebäude passiert hatten, folgte direkt das nächste, welches ein wenig prunkvoller und älter aussah. Im Stil gleichen sich aber alle Gebäude ziemlich. Warum zwischen den Gebäuden solch riesige Plätze sind und ob die früher belebt waren, blieb leider unbeantwortet.
Dass man mitten in Beijing steht, merkt man hier garnicht. Außerhalb der Forbidden City ist die Stadt sehr hektisch, laut und groß. Hier drin halt sehr weitläufig. Egal in welche Richtung man schaut, man erkennt durch den Smog immer viele traditionelle chinesische Gebäude.
Auf dem ganzen Geländer verteilt finden sich solche Kessel wie auf dem linken Bild. Diese werden in den Sommermonaten mit Wasser gefüllt, da die ganze Stadt aus Holz gebaut ist und man es vermeiden will, dass sie wieder einmal abbrennt. Sie ist nämlich in ihrer Geschichte schon einige Male abgebrannt. Auch einen Thron durfte man einsehen, die anderen waren geschützt.
Wo welche Bediensteten gewohnt haben und wieviele Leute hier aktiv waren am Hof des Kaisers konnte unser Guide leider nicht beantworten. Es war schon kurz vor 5 und um 5 macht die Forbidden City zu, also mussten wir ein wenig hektisch durch die Höfe flitzen.
Zuletzt kam man noch in den Emperors Garden. Dort sind relativ viele Bäume aus unterschiedlichen Ländern. Vermutlich Geschenke. Man konnte sich hier gut vorstellen, dass der Kaiser hier durchgewandelt ist. Dann ging es auch schon wieder raus. Es geht wohl mit kaiserlichen Gebäuden noch weiter hinter dem Ausgang. Diese gehören aber nicht zur Forbidden City. Irgendwo dort muss auch der Baum stehen, an dem sich einer der Kaiser aufgehängt hat, den haben wir aber auch leider nicht gesehen. Ihr merkt schon, unser Guide in Beijing war wenig auf Zack.
Nachdem ich dann von der Forbidden City zurück ins Hostel bin, ging es Conny noch immer nicht besser. Sie hat ja bereits seit 4 Tagen einen Husten und heute morgen dann noch auf dem Tianamen Square ihr Frühstück verteilt, also beschlossen wir, dass wir besser mal einen Arzt aufsuchen. Also mit unserem Guide (einem Anderen als in der Forbidden City) ab ins Taxi und 10 Min. zu einem Krankenhaus mit englischsprachigen Ärzten.
Nach Nümmerchen-Ziehen, Untersuchung und Blutprobe war dann klar, dass Conny nichts ernsthaftes hat. Eine große Erleichterung. Inzwischen ist es nochmal 3 Tage später und es geht ihr wieder wunderbar. Geholfen haben Antibiotika und irgendeine chinesische Magenmedizin. Sie hatte wohl neben ihrem Husten eine handfeste Lebensmittelvergiftung. Wir sind uns fast sicher, dass es das Hostel-Essen war, da wurden inzwischen auch schon Kakerlaken gesichtet.
Einen chinesischen Emergency Room möchte ich jedoch keinem empfehlen. Es war voll, heiß und dreckig. Überall waren Leute am husten, bluten oder kotzen. Mittendrin waren dann noch Leute am Essen. Bah. Der Arzt war allerdings super. Er war Mitte dreißig, sprach gutes Englisch und war sehr freundlich.
Ich glaube das war unser größtes Abenteuer bislang. Wir haben jetzt noch 2 Nächte in Beijing und dann geht es weiter nach Hangzhou und von dort in die Wildnis. Genug Zeit für Conny sich zu erholen.
Um 6:30 Uhr morgens kam unser Nachtzug in Beijing an. Wir hatten alle nicht so richtig gut geschlafen. Der Zug war deutlich lauter als der letzte. Das Abteil in dem Conny und ich geschlafen haben lag zudem in unmittelbarer Nähe der Toiletten und es roch ab dem späten Abend doch schon sehr stark danach als hätte jemand im Zug eine exzellente Verdauung. NIcht so richtig lecker.
Angekommen in Beijing, wartete direkt der Bus auf uns, der uns zum Hostel bringen sollte. Das ist nur 15 Minuten vom Bahnhof entfernt am weltberühmten Platz des himmlischen Friedens. Bereits auf dem Weg zum Hostel fiel uns auf, dass vieles hier in Peking erstaunlich neu ist. Ich vermute mal, dass viel für die olympischen Spiele neu gebaut oder renoviert wurde.
Nach kurzem Aufenthalt im Hostel und Abladen unseres Gepäcks ging es dann ein wenig auf Erkundungstour. Einchecken und in unsere Zimmer dürfen wir erst morgen, denn die erste Nacht verbringen wir an der chinesischen Mauer und nicht im Stadtzentrum. Auch hier in Peking gibt es einen Bell-Tower, wie wir ihn in Xi’an schon gesehen haben, der liegt direkt an der Fußgängerzone, nicht weit vom Tianamen Square (Platz des himmlischen Friedens) und von der verbotenen Stadt.
Weiter gings entlang der Fußgängerzone. Auch diese ist anscheinend nicht besonders alt. Insgesamt ist dieser touristische Teil auch sehr gepflegt und sehr westlich. Hier gibt es sogar einen Starbucks, die sieht man hier echt nicht oft. Auf dem linken Bild sieht man übrigens Conny und Ben aus Tasmanien durch die durchlöcherte Hecke.
Mittels eines kleinen Stadtplans, den wir aus unserem Hostel mitgenommen haben, wanderten wir ein wenig umher. Ben suchte noch ein paar Briefmarken und Conny und ich wollten nur ein bisschen rumgucken. Der Maulwurf natürlich auch.
Als uns der touristische Teil ein wenig zu langweilig wurde, sind wir einfach mal in eine kleine Gasse abgebogen und waren plötzlich im tiefsten Peking. Die Gassen waren relativ eng, die Verkabelung der dortigen Hütten eher abenteuerlich und es gab an jeder Ecke öffentliche Toiletten. Wir gehen mal davon aus, dass es in den Unterkünften dort keine Toiletten gibt. Insgesamt war es dort aber erstaunlich sauber, die Slums sind das also noch nicht.
Danach sind wir zurück ins Hostel, haben schnell noch ein paar Dumplings gegessen und sind dann in den Bus zur chinesischen Mauer gesprungen. Heute werden wir dort den Sonnenuntergang sehen, morgen dann den Sonnenaufgang. Bislang spielt auch das Wetter mit, wir haben Sonnenschein und fast keinen Smog hier. Nur kalt wird es wohl, Nachts tatsächlich bis zu 0 Grad. Brrrrrr.
Die Mauer an sich ist absolut atemberaubend. Für mich persönlich eines der Reisehighlights meines Lebens. Wenn man diese Weiten und diese Aussichten auf der Mauer sieht, bleibt einem schlichtweg die Spucke weg. Auch war ich total perplex von der Steigung auf der Mauer. An einigen Stellen ist es wirklich mehr Klettern als gehen.
Wir waren auf einem alten Teil der chinesischen Mauer unterwegs - “ancient great wall” – und hatten somit das Glück, dass wir relativ alleine auf diesem krassen Stück Geschichte wandeln konnten. Die Kletterpartien hat es allerdings nicht erleichtert, dass die Mauer hier noch unberührt ist, an manchen Stellen ist es wirklich mehr Schutt als eine echte Mauer.
Insgesamt bin ich etwa 5 Kilometer auf der Mauer herumgekraxelt, das sind in etwa 4 Wachtürme, die man dann passiert. Pünktlich zum Sonnenuntergang war ich ganz oben. Conny hat es etwas ruhiger angehen lassen, sie hat etwa 2/3 der Strecke gemacht, sie ist immernoch ein wenig erkältet, aber auf dem Wege der Besserung. Der Tag Pause in Shaolin hat ihr denke ich sehr gut getan.
Tolle Fotos sind natürlich auch en Masse entstanden. Ich habe zwar sehr viele gemacht, auf den meisten sind Conny und ich allerdings nicht drauf. Alle anderen haben auf Fotos gehüpft, oder sich flach auf den Bauch gelegt oder Kung Fu auf der Mauer nachgestellt, ein paar Fotos davon gibt es dann morgen. Wir haben schon fest eingeplant, ein Foto mit uns auf der chinesischen Mauer später mal bei uns in die Wohnung zu hängen. Das gehörte nämlich definitiv zu den Momenten, wo ich mich kneifen musste, um sicherzugehen, dass ich nicht träume.
Ich schätze mal, dass man die 1000 Meter Höhe schon locker hat, an der Stelle wo wir unterwegs waren. Alleine die Aussicht von den Wachtürmen ist gigantisch, ich hoffe das kommt auf dem Panoramafoto halbwegs rüber. Wenn man da oben steht, ist es unglaublich schwer bzw. vielleicht sogar unmöglich das alles in Fotos zu pressen, was sich um einen herum erstreckt. Ich war jedenfalls baff.
Die Mauer war übrigens mal der Schutzwall zwischen China und der Mongolei und ist etwa 12.000 km lang. Conny hat extra nachgeschaut. Vom höchsten Punkt auf dem wir waren konnte man auch ein ganzes Stück Mauer sehen, aber egal wie hoch man kommt, das Ende ist natürlich nicht in Sicht. Sie schlängelt sich mit ihren charakteristischen Windungen einfach in Richtung Horizont.
Auf der Spitze angekommen gab es dann erstmal eine Verschnaufpause. Wir sind ja erst am Vortag den Shaolin-Berg hochgelaufen und nun schon wieder so viele Höhenmeter, das schlaucht natürlich. Morgen geht es ja direkt nochmal hier hoch. Puh. Vom höchsten Punkt aus, hatte man eine grandiose Aussicht auf die umliegenden Berge. Prinzipiell waren übrigens fast alle Städte in China in denen wir bislang waren recht bergig.
Nachdem die Sonne dann weg war, ging es wieder bergab, wo ich Conny dann wiederaufgesammelt habe. Gott sei Dank hatten wir beide eine Kamera, so dass auch Conny ein paar coole Fotos geschossen hat. So zum Beispiel vom Maulwurf und von mir. Insgesamt sind es jetzt übrigens *räusper* etwa 240 Fotos in zwei Tagen an der chinesischen Mauer gewesen. Die vom Sonnenaufgang kommen im nächsten Blogpost.
Anschließend ging es dann fix in ein nahegelegenes Hotel. Uns war inzwischen auch ganz schön Kalt. Mit so einer Kälte haben wir ehrlichgesagt auch nicht so richtig gerechnet. Ich habe zum Beispiel ein Longsleeve, ein T-Shirt, ein Fleece und ein Hoodie getragen und mir war trotzdem kalt. Im Hotel gab es dann nochmal ein leckeres Abendessen, bevor wir dann vor 21 Uhr ins Bett gefallen sind, am nächsten Morgen gehts um 5:30 los. Puh.
Oh nein oh nein. Heute Morgen ging es Conny garnicht gut. Sie hat ja seit 3 Tagen eine fiese Erkältung. Nach einigem Hin und her hat sie dann heute morgen beschlossen, den heutigen Trip zum Shaolin Tempel mit langer Wanderung nicht mitzumachen. Weise Entscheidung. Und während ich diese Zeilen tippe, geht es ihr auch schon deutlich besser, ich denke sie ist dann morgen wieder einsatzfähig. Also Marcus ganz alleine heute. Werde ich schon überleben. Es geht also wie gesagt zum Shaolin Tempel. Der Trip startet um 8 Uhr Morgens mit einer 15 Minütigen Busfahrt, also nicht ganz so weit weg.
Auf dem weitläufigen Gelände muss man für alles was man machen möchte relativ weit laufen, auch die Straßen und Wege sind recht breit angelegt. Auf dem Weg zur eigentlichen Tempelanlage sahen wir als erstes erst mal diverse Kung-Fu-Schüler. Es gibt auf dem Gelände wohl relativ viele Schulen, an denen Shaolin Kung Fu gelehrt wird. Auch sind diese recht Prestigeträchtig, so dass viele reiche Chinesen ihren Nachwuchs hierhin schicken. Grundsätzlich lernt man auch an diesen Schulen ausschließlich Kung Fu. Kein Mathe, kein Physik oder sonstwas. Meistens sind die Schüler dann nur 1-2 Jahre hier und gehen davor und danach auf richtige Schulen.
Auf dem Schulhof wurde auch relativ viel gesprungen und gekämpft, das war schon eine coole Show an sich, wir haben allerdings auch die Chance eine richtige Kung Fu Show zu sehen. Also weiter gehts zum Besucherzentrum und dort in eine Art kleines Theater.
Die Show war ähnlich dem was wir in dem Waisenhaus gestern bereits gesehen hatten, jedoch etwas professioneller und etwas ausgereifter. Highlight für mich war der Teil, wo Leute aus dem Publikum live auf der Bühne Übungen von Mönchen nachturnen mussten. Zwei aus unserer Gruppe waren auch dabei und haben sich vor dem Publikum zum Affen gemacht. Sehr cool.
Danach ging es dann in Richtung Dharma Cave. Das ist eine Höhle in den Bergen, wo dieser Mönch, Dharma, vor einigen Hundert Jahren für 9 Jahre meditiert hat. Danach haben dort noch weitere meditiert und zur Zeit meditiert dort seit 4 Jahren eine Frau. Der Weg führt steil bergan, also nichts wie los. Auf dem linken Bild sieht man das Ziel übrigens sogar ein bisschen. Links neben dem rechten Berg ist eine kleine Statue zu erkennen, diese war unser Ziel.
Ein wenig verschwitzt konnten wir oben dann eine grandiose Aussicht genießen. Leider immer getrübt vom Smog, der sogar hier anzutreffen ist, obwohl alle größeren Städte 1-2 Stunden entfernt sind. Schade, alleine für die Aussicht hatte sich der Aufstieg aber gelohnt.
Die Cave haben wir dann auch gefunden und auch die Frau die dort meditiert haben wir angetroffen und konnten kurz mit ihr sprechen. Einige von uns haben auch Räucherstäbchen für sie entzündet, ich aber nicht. Ich kenne mich mit dem Buddhismus nicht so richtig aus und wollte nichts falsch machen.
An dieser Stelle erzählte uns unser Guide, Monika, dann auch die Story von dem Dharma-Typen. Und zwar gab es ursprünglich wohl nur eine Richtung im Buddhismus und zwar eine sehr egozentrische Sicht. Jeder versuchte halt für sich selbst ins Nirvana zu gelangen. Dieser Dharma Typ war aber der Begründer einer neuen Richtung, nämlich eine, die das eigene Streben nach Nirvana zugunsten von anderen Menschen aufgibt. Dieser Typ kam mit dieser Idee auf jeden Fall aus Indien nach China. Und dort hat ihn so ein zweiter Typ verspottet und dann ist er irgendwie weitergezogen. Der Typ, der Dharma verspottet hatte, hat dann aber gemerkt, dass der ein wichtiger Mönch ist und diese neue Glaubensrichtung mit sich bringt, also tat ihm das ziemlich leid und er ist angefangen ihm hinterherzureisen, um sich zu entschuldigen.
Da gibt es auch die Legende, dass Dharma an einen Fluss kam. Er fragte dann eine Frau die dort saß höflich nach einem Schilfblatt und überquerte damit den Fluss. Sein Verfolger hingegen nahm der Frau all ihr Schilf und ging damit unter. Der Unterschied in den Glaubensrichtungen wird hier wohl deutlich, da der Dharma Typ höflich gefragt hat und der Verfolger-Typ nur sein eigenes Interesse im Blick hatte.
Dharma ist dann irgendwann am Shaolin Tempel angekommen und wollte dort seine Glaubensrichtung lehren, durfte aber nicht, weil der Tempel damals Thaoistisch? oder so? war und die Leute dort das für unvereinbar hielten. Was macht er also? Geht in die angesprochene Höhle und meditiert 9 Jahre darüber, wie sich das alles vereinbaren lässt. So Nebenbei erfindet er dabei übrigens KungFu, indem er Affen, Schlagen und Tiger beobachtet und ihre Bewegungen nachahmt. Sein Verfolger ist dann irgendwann auch an der Höhle angekommen und um seine Zugehörigkeit zu der neuen Glaubensrichtung zu beweisen, stand er die kompletten 9 Jahre hinter Dharma während dieser meditierte.
Nach 9 Jahren dann ging Dharma erneut zum Tempel und erläuterte den Mönchen dort, dass die beiden Glaubensrichtungen überhaupt nicht unvereinbar sind und bot ihnen an, ihnen sein Kung Fu zu lehren, da die Mönche dort alle *** und fett geworden waren. Man akzeptierte das Angebot und somit war der Shaolin Tempel dann die Basis für Kung Fu und für den neuen Buddhismus.
Dharma hat seinem Verfolger bis zu diesem Zeitpunkt übrigens immernoch nicht vergeben und weigerte sich beharrlich ihn Kung Fu oder seine neue Glaubensrichtung zu lehren. Er meinte wohl “Erst wenn der Schnee rot ist, werde ich dich lehren”. Da eh gerade Schnee lag, schnitt sich sein Verfolger also einfach mal den Arm ab. Das hat dann ordentlich geblutet, der Schnee wurde rot und Dharma meinte das genüge als Beweis für seine Ehrlichkeit und er lehrte ihn das alles. Der Verfolge wurde dann der erste Nachfolger Dharmas.
Puh.
Nach der Höhle ging es dann noch ein wenig weiter nach oben. Dort hatte man eine Statue errichtet. Die gleiche, die man auch auf dem ersten Foto vom Boden aus erahnen konnte. Das ist zwar kein Buddha, aber er wacht dennoch über die Ländereien dort. Perfekter Ort für eine kleine Rast und ein paar Fotos.
Auf dem Weg zurück haben wir eine leicht andere Route gewählt. Zunächst einmal kamen wir zu ein paar Chinesen, die dort gepicknickt haben und für die wir das absolute Highlight des Tages waren. Viele Chinesen hier haben wohl bislang wenige westliche Menschen gesehen und rasten förmlich aus wenn sie welche sehen. Da werden dann Fotos gemacht, da wird gewunken, da wird Essen geteilt oder es wird sich einfach nur gefreut. So auch hier. Diesmal hatte es Dennis erwischt. Er sitzt auf dem linken Foto zwischen den Chinesen beim Picknick und musste Reiswein trinken und Dumplings mit ihnen essen.
Auch eine alte Tempelanlage fanden wir auf dem Rückweg, diese schien aber nicht mehr so recht in Gebrauch zu sein. Weiter ging es dann zum Pagodenwald. Jeder Mönch, der wichtig für den Kung Fu war, bekam eine solche Pagode als Grabstein und sie werden dann alle relativ nah zueinander aufgestellt und bilden so einen Wald. Die neuesten waren erst wenige Jahre alt, es gibt also durchaus noch Mönche, die wichtig für den Kung Fu sind.
Dann ging es zum eigentlichen Highlight, nämlich dem Shaolin Tempel selbst. Leider entpuppte sich das Highlight als relativ enttäuschend. Der Tempel wurde nämlich so oft niedergebrannt, dass der aktuelle gerade mal etwas über 60 Jahre alt ist. Schade.
Es gibt nur noch sehr wenige originale Artefakte aus der ursprünglichen Shaolin Zeit. Eins davon findet man in den Bäumen auf dem Tempelgelände. Diese haben nämlich diverse Löcher, die daher kommen, dass die Mönche die Kraft ihrer Finger dort trainiert haben. Wir haben ja gestern einen im Waisenhaus gesehen, der einen Handstand auf 4 Fingern machen konnte. Die Finger werden wohl mit gezielten Schlägen auf den Baum trainiert.
Das zweite original erhaltene Artefakt sind Löcher im Boden des obersten Tempels. Und zwar ist es so, dass KungFu Schüler beim Trainieren relativ häufig stampfen. Und irgendwann gibt der Boden halt nach, nachdem hier Generationen von Mönchen trainiert haben. Ich hoffe, man kann die auf dem Foto halbwegs erkennen.
Ansonsten ähnelte die Tempelanlage schon stark der aus Chengdu, über die wir ja glaube ich auch ein bisschen gebloggt haben. Die Anlagen sind in der Regel riesig groß und vereinen oftmals auch unterschiedliche Glaubensrichtungen. Diese war z.B. 36.000 m² groß. Einige aus unserer Reisegruppe sind auch buddhistisch unterwegs und haben dort auch ein wenig gebetet. Auch Ellis Maulwurf hat es im Tempel wohl relativ gut gefallen
Nach dem Shaolin Tempel hatten wir noch ein kleines Mittagessen und ein wenig Pause in unserem Hotel. Oder besser “Hotel”. Hatte Conny gestern schon über das Hotel geschrieben? Ich glaube nicht. Unser Bad stinkt auf jeden Fall bestialisch, das Klo läuft untenrum aus, unser Bett ist steinhart und überall in den Vorhängen hängen dicke Käfer. Nom nom nom. Hoffentlich wird das in Beijing besser.
Dann ging es ab zum Nighttrain, der fährt um 22 Uhr aus der nächstgrößeren Stadt ab. Zwei Stunden Fahrt hatten wir dorthin und am Bahnhof endlich mal wieder Zeit für ein westliches Mahl, nämlich Mc Donald’s. Yeah, das war mal wieder nötig.
Im Zug dann haben wir die bislang krasseste Form von Interesse an westlichen Menschen erlebt. Dort kam nämlich eine Frau auf uns zu die Conny und Amy (Reisegefährtin aus UK) prompt ihr Baby übergab und anfing Fotos zu machen. Fotos habe ich dann natürlich mal auch gemacht. Das Baby war übrigens angeblich 15 Monate alt und dafür erstaunlich groß und *** und fett. Und der Kopf ist fast so groß wie Connys Kopf. Ach ja. Es hatte auch einen blanken Arsch, da die Kinderhosen hier alle hinten einen Schlitz haben, damit die Darm- oder Blasenentleerung auch mal eben schnell am Wegesrand erfolgen kann. Haben wir schon mehrfach gesehen.
Jetzt sind es einige Stunden im Zug. Morgen früh um 6:30 sind wir dann in Beijing. Ich freu mich schon.
Xi’an hat uns beiden echt super gefallen und wir hätten hier gerne noch einen weiteren Tag verbracht. Unser Reiseplan ist allerdings unerbittlich und sieht für heute die Abreise vor. Es geht für eine Nacht in die Qin Ling Mountains und dort zu einer einfachen Farm, wo wir noch das China erleben konnten,welches vor den Jahren des großen Booms fast überall existierte.
Da die Karaokenacht am Vortag etwas ausgeartet war, herrschte im Bus zunächst einmal die schlimmste Katerstimmung, und die kurvenreiche Strecke in das Gebirge tat das seiniges zum Befinden der Gruppe bei. Der Weg wurde immer schmaler, sodass unser Bus schließlich nicht weiter fahren konnte und wir den Rest (etwa 1,5km) dann zu Fuss bewältigen mussten. Angekommen an dem kleinen Hof wurde wir von einem sehr knuddelbedürftigen, flauschigen Wachhund begrüßt, dessen Lieblingsbeschäftigung offenbar Sonnenbaden war. Sehr knuffig.
Das ganze gestaltete sich dann wirklich sehr bodenständig, die Schlafräume waren nicht beheizt, die Betten bestanden aus Holzplatten mit einige Laken und Bettzeug. Da wie das Upgrade gebucht hatten, konnten wir in ein bequemeres Zimmer, auch ohne Heizung, dafür mit richtigem (also kein Plums-) Klo. Zur Stärkung gab es dann erstmal ein liebevoll zubereitetes Mitagessen, bestehend aus Kanninchen, grünen Bohnen, Rührei, einem sensationellen Kürbis, Sojasprossensalat und vielem mehr. Sehr köstlich.
Da ich noch immer krank bin, wollte ich den Nachmittag einfach nur damit verbringen, die Sonne zu geniessen und mich auszuruhen. Der Großteil der Gruppe hingegen machte sich auf, zu einem Wasserfall zu wandern, der aber wohl um diese Zeit kein Wasser mehr führt, und sind dann noch ein wenig durch die Gegend gewandert. War wohl nicht so der Knaller, aber Marcus konnte einige schöne Aussichten genießen. Hier ist es etwa wie in Deutschland momentan, also Herbst, mit kalten Nächten.
Sobald die Sonne verschwunden war, wurde es dann auch entsprechend kalt, – und zwar richtig. Das ausgezeichnete Abendessen konnte daran auch nur wenig ändern, – wohl aber das entzündete Lagerfeuer, um das sich schließlich alles scharte, um zunächst ein kleines Feuerwerk zu bestaunen und dann eine Runde Scharades zu spielen (sowas wie Tabu nur mit Pantomime). Dabei wurden wir natürlich völlig durchgeräuchert aber wenigstens mussten wir nicht frieren. Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass wir in den Bergen endlich mal einen schönen Sternenhimmel sehen würden,- immerhin hatten wir das erste mal in China richtig blauen Himmel am Nachmittag gehabt (kein Smog), aber so richtig war dies nicht der Fall. Wahrscheinlich waren wir einfach noch nicht weit genug von den dichtbesiedelten Gebieten weg. Da wir am nächsten Morgen bereits um 5 Uhr wieder die Farm verlassen mussten ging es dann für alle, *** eingepackt, recht früh ins Bett.
Der Wecker klingelte dann auch am 4:30. Fies. Dennoch aus den Betten gequält und mit dem Bus zurück nach Xi’an, wo wir in einen Fernbus nach Dengfeng gestiegen sind. Leider kein privat gecharteter Bus, sondern ein ganz normaler. Entsprechend schäbig war das ganze, wenig Platz, alles ziemlich versifft, Naja, sechs Stunden Fahrt sind wohl auszuhalten, vor allem mit Snickers . Wo zunächst von der lautstarken Busbegleiterin noch penibel überprüft wurde, ob auch alle angeschnallt sind (mit einem an den Verschluss geknoteten Sicherheitsgurt), wurden dann aber, obwohl der Bus mit uns und Einheimischen komplett besetzt war, noch weitere 4 Passagiere aufgenommen, die auf Metallhockern und einem Plastikeimer im Gang Platz nahmen. Nun ja.
Wir waren dann nicht traurig, als wir in Dengfeng in unserem Hotel ankamen und sogleich mit einem Mittagessen begrüßt wurden. Danach kurz unter die Dusche, bevor es zu einem Waisenheim ging, in dem Shaolin Kung Fu gelehrt wird ( und zwar ausschließlich, nichts anderes, nicht mal lesen und schreiben). Kung Fu bedeutet übrigens nichts weiter, als das man in einer Sache Perfektion erlangen will. Ambitionierte Köche praktizieren also Koch Kung Fu . Es gab zunächst eine Show für uns, in der die Kinder uns so zeigten, was sie drauf hatten, und das war schon unglaublich. Neben den gymnastischen Elementen mit und ohne Speer und Schwert, wurden Steine mit der bloßen Hand zertrümmert, Metallstücke mit dem Kopf zetrümmert und ein Nagel durch eine Glasscheibe geschlagen, ohne diese zu Bruch zu bringen, aber einen dahinter befindlichen Luftballon zerplatzen zu lassen. Fazinierend, wie auch der junge Mann, der einen Handstand auf zwei Fingern praktizierte. Das tat schon beim Zugucken weh. Im Gruppenfoto hat sich auch wieder der kleine Maulwurfn eingeschlichen!
Im Anschluss bestand die Möglichkeit, sich selbst einmal in einigen Kung Fu Übungen zu versuchen. Marcus hat dies dann auch gleich mal versucht und,- gar nicht so einfach. Die Übungen verlangen eine enorme Koordination, insbesondere wenn Speer oder Säbel hinzukommt. Sah trotzdem ganz passabel aus . Bei Dunkelheit gehen die Kinder ins Bett, daher sind auch wir wieder gen Hotel aufgebrochen, wo es nach dem üppigen Abendessen nun nur noch heißt: Ausruhen, Bloggen, Schlafen. Morgen geht es zum Shaolin Tempel, das wird sicherlich auch spannend!
Heute war es endlich soweit. Es geht zur Terracotta Armee. Eines meiner persönlichen Highlights unserer China-Reise. Das ganze Areal mit Terracotta Armee und allem was dazu gehört befindet sich etwa eine gute Stunde von Xi’an und wir sind direkt morgens um 8:30 mit einem fiesen Reisebus und viel Vorfreude losgefahren. Conny ist leider immernoch angeschlagen und hatte auch keinen Hunger. Nur mit viel Mühe konnte ich sie zu einem Snickers überreden. Mhhh… Snickers!
Nachdem wir angekommen sind, ging es vom Busparkplatz über das riesige Areal bis zum eigentlichen Eingang, das hat schonmal ne halbe Stunde gedauert. Dann ging es zunächst erstmal in ein kleines Kino wo es Hintergrundinformationen zur Terracotta Armee und zum Kaiser Qín Shǐ Huáng. Der hat das Ganze nämlich in Auftrag gegeben, und zwar als sein Mausoleum. Die Terracotta Armee besteht etwa aus 8000 Figuren und sollte dazu dienen, den Kaiser sicher ins Leben nach dem Tod zu geleiten. Der war nämlich insgesamt sehr gläubig/abergläubig und hatte dabei große Angst vor dem Tod.Um zur Unsterblichkeit zu gelangen, aß er, dem Rat Quacksalber folgend, Quecksilber, und vergiftete sich somit langsam. Dumm gelaufen.
Nach kurzer Vorgeschichte gab es noch ein paar zusätzliche Infos von unseren Guides und dann ging es los in die erste von drei Hallen, sicher die bekannteste und auch die Größte. Auf gehts!
Die schiere Größe der Halle hat uns direkt mal ein bisschen die Spucke geraubt. Auf dem Bild sieht man die Ansicht, die man bekommt, wenn man die Halle durch en Haupteingang betritt. Eine wahnsinnige Sicht auf etwa 1000 Tonkrieger, die in Regimenten angeordnet sind. Dass keine zwei Figuren gleich sind ist übrigens ein Mythos. Es gibt wohl unterschiedliche Module aus denen eine Figur zusammengesetzt ist. Zum Beispiel 8 unterschiedliche Köpfe. Durch die Zusammensetzung dieser Module, die Ausstattung mit Waffen oder der späteren individuellen, farbigen Bemalung kann es aber wirklich sein, dass es keine zwei Krieger gibt, die absolut identisch sind.
Insgesamt ist etwa ein Viertel der Armee ausgegraben. Man hat mit den Ausgrabungen gestoppt, als man gemerkt hat, dass die Krieger alle ihre Farbe verlieren und man lange Zeit noch keine Möglichkeit kannte, diese zu erhalten. Die Farbe blättert wohl innerhalb weniger Minuten ab und alle Krieger die wir zu sehen bekamen sind braun. An der ein oder anderen Stelle sieht man noch unfertige Krieger oder Kisten mit Einzelteilen. Dort sind Forscher damit beschäftigt, die Kollegen zusammenzusetzen, denn komplett heile geblieben sind viele von ihnen nicht. Es gab wohl irgendwann auch mal Randale in der Grabkammer mit der Terracottaarmee, dort wurden auch relativ viele Figuren stark beschädigt. Viele sind jedoch auch erstaunlich gut erhalten.
An einigen Stellen sieht das dann aus wie auf dem folgenden Bild. Dort sind die Ausgrabungen noch im Gange und man kann zwar einzelne Teile der Krieger erkennen, von den berühmten Bildern der akribisch angeordneten Soldaten ist das jedoch weit entfernt.
Insgesamt waren auch unglaublich viele Touristen unterwegs dort. Wir haben auch viele Deutsche gehört, die dort unterwegs waren, in erster Linie die ältere Generation. An der Stelle vor Kopf herrscht unglaubliches Gedränge, da jeder natürlich ein Foto von der Armee von vorne haben möchte und so drängen sich dort IPads, IPhones, Spiegelreflexkameras und kleine Knipsen. Dann wird auch schon mal der Ellenbogen ausgefahren um der Gattin ein Foto mit sich und dem “achten Weltwunder” zu ermöglichen. Wir haben das dann lieber mal von der Seite gemacht. Auf dem Bild sieht man links aber ganz gut was dort abgeht.
Die erste Halle ist mit Abstand die beeindruckendste. In der zweiten Halle war bislang kaum etwas ausgegraben, dort hat man bis auf wenige Zentimeter an die Figuren herangebuddelt, gräbt aber erst weiter, wenn alles bis hierhin analysiert ist. Die zweite Halle ist auch kühler, dunkler und deutlich leerer.
In einem Nebengang waren einige sehr gut erhaltene Figuren ausgestellt, die wir dann auch mal fotografieren und genauer anschauen konnten. Speziell die Gesichtsausdrücke hatten mich ja interessiert und die sind in der großen Halle von den Seiten aus nicht erkennbar. Zwischen den Soldaten rumlaufen ist natürlich nicht gestattet.
Es gibt einige verschiedene Soldatentypen, fragt mich nicht wieviele, das habe ich vergessen. Es gibt zum Beispiel den knienden und stehenden Bogenschützen, das sind die Genossen auf den Fotos links und rechts. Und es gibt zum Beispiel insgesamt sieben Generäle, wie der Kollege in der Mitte. Die Generäle sind dann auch dicker und größer als einfache Soldaten und hat mehr Schnörkel an der Kleidung.
In der dritten Halle hat man dann die Pferdewagen gefunden. Den großen, berühmten, gut erhaltenen Pferdewagen haben wir leider nicht gefunden. Im Nachhinein haben wir aber erfahren, dass es irgendwo ein “downstairs” gegeben haben muss, was wir wohl übersehen haben. Ein paar Teile der Pferdewagen haben wir aber in Halle 3 gesehen. Die Zeit war insgesamt knapp bemessen, wir hatten etwa 1,5 Stunden um alle drei Hallen und die Exhibition zu besuchen. Wir sind so gerade mit der Zeit hingekommen für die drei Hallen, die Exhibition haben wir nicht mehr geschafft. Alle anderen hatten es wohl eiliger als wir und saßen schon in der Sonne als wir fast als letzte wieder am Treffpunkt waren. Kulturbanausen.
Der eigentliche Sarg und der dazugehörige Grabhügel des Kaisers sind übrigens noch unangetastet. Man traut sich noch nicht so recht. In der Grabkammer muss irgendwie Quecksilber unterwegs sein und es soll wohl auch Mechanismen geben, die den Kaiser beschützen sollen. Außerdem möchte man erst die bereits ausgegrabenen Funde analysieren und neue Wege ausloten, die Farbe zu erhalten. Eine sehr weise Entscheidung wie ich finde. Man hat es ja heutzutage selten, dass man in der Wissenschaft etwas spannendes tun könnte, sich jedoch erstmal dagegen entscheidet.
Auf dem Gelände des Mausoleums sind auch unzählige Souvenirgeschäfte und Restaurants. Wir haben uns einen kleinen Terracotta-General gekauft und ihn Mr. General getauft. Er residiert nun gemeinsam mit Mr. Panda in meinem Rucksack. Danach haben wir einen Nudelladen auf dem Gelände aufgesucht und hatten eine unglaublich gute Nudelsuppe. Die Nudeln dafür wurden vor unseren Augen frisch aus Teig gefertigt und gekocht. Krass.
Nächster Punkt auf der Tagesordnung war ein Spaziergang durchs Muslim Quarter, also das muslimische Viertel hier in Xi’an. Grundsätzlich ist das wohl der Ort an dem die Seidenstraße begonnen hat. Dementsprechend viele Waren kann man dort auch noch heute erwerben. Außerdem gibt es zahlreiche Restaurants und Straßenverkäufe, die nur darauf warten, von uns ausprobiert zu werden. Der erste Stopp war dann ein berühmtes Dumpling-Lokal, wo Chinas Prominenz sich die Klinke in die Hand gibt, um diese speziellen mit Suppe gefüllten Dumplings zu probieren.
Auch wir fanden sie sehr lecker. Conny die Veggie-Variante ich die mit Fleisch. Dazu gab es Pflaumensaft. Lecker eigentlich. Vorher hatten wir eigentlich keinen Hunger gehabt, durch die Dumplings waren wir jetzt aber heiß auf weitere Leckereien, die wir uns am Straßenrand zusammensuchen konnten.
Ich habe dann als erstes mal so eine frittierte Frucht ausprobiert. Ja ja… er hat wieder was frittiertes gegessen Es war auch sehr lecker und sehr süß. Und sehr klebrig. Aber ich hätte trotzdem fast noch ein zweites gegessen, weil die Teile so lecker sind. Kosten dann etwa 2 Yuan, das sind etwa 30 cent. Conny hat als nächstes Reiskuchen probiert. Der Verkäufer war auch ein bisschen Fotogeil und so durfte Conny mit ihm posieren und er durfte ein bisschen Werbung für seinen Reiskuchen machen. Auch der war sehr lecker. Prinzipiell ist es glaube ich nur reis am Stock mit Karamel oder sowas. Das Ganze ist übrigens auch kalt.
Danach sind wir noch ein bisschen durch die Marktstraßen gewandelt und haben uns allerhand Plunder angeschaut. So richtig viel kaufen können wir ja leider nicht, da der Platz in unseren Rucksäcken doch sehr limitiert ist. Vielleicht ist das auch besser so, sonst wären wir nämlich eskaliert.
Immer wieder gab es Garküchen an den Straßenrändern, die die ein oder andere Köstlichkeit zubereitet haben. Probiert haben wir dann aber nicht mehr so viel, bei uns stellte sich dann irgendwann ein Sattheitsgrad ein, den wir nicht weiter überschreiten wollten.
Ein paar Auslagen der dortigen Geschäfte habe ich noch fotografiert. Es gab nämlich nicht nur Garküchen und Ramschgeschäfte, sondern auch allerhand getrocknete Früchte, Nüsse und vieles mehr.
In dem Viertel gibt es auch eine “great mosque”, also eine große Moschee, in diese dürfen aber wohl nur Muslime und deshalb konnten wir sie uns nicht genauer anschauen, sorry Haleem. Aber auch rings um die Moschee und auf dem Weg dorthin und zurück gab es wieder massig Ramsch zu kaufen. Die interessante Frage wäre gewesen, ob das wirklich alles Fake ist, was dort angeboten wird. Von der klassischen Rolex über beats-Kopfhörer bis zum Beckham Trikot war alles dabei. Populäre Bayern-Trikots in Asien sind übrigens Robben und Götze. Interessante Auswahl.
Auf unserem Weg zurück ins Hostel konnten wir noch zwei berühmte Gebäude von Xi’an im Dunklen bewundern. Den Drum-Tower (links) und den Bell-Tower. Im Bell-Tower wurden früher morgens die Glocken geläutet, wenn die Leute aufstehen und zur Arbeit gehen mussten. Und im Drum-Tower wurde zur Feierabendzeit getrommelt, damit die Leute wussten, dass sie nach Hause gehen können. Das war in einer Zeit bevor es hier Uhren gab. Die Türme stammen aus der Ming-Dynastie, die wohl überall wie Bekloppt solche Türme und Stadtmauern wie in Xi’an gebaut hat. Fragt mich nicht wann Ming war, könnt ihr bei Wikipedia nachschauen.
Abends ging es dann nochmal ein bisschen raus zum Karaokesingen. Conny blieb mal zuhause, ihr ging es noch immer nicht besser und Ruhe und Schlaf sind glaube ich das Beste was man in so einer Situation tun kann. Schlaf kam in den letzten Wochen eh zu kurz. Also los zum Karaoke, nur zwei Straßen weiter.
In China hat man kein Karaoke im Kneipenraum wie in Deutschland sondern in separierten Privaträumen und genau so einen hatten wir dann auch. Der war relativ gemütlich und hatte einen großen Fernseher samt Karaokeanlage. Die Getränke musste man sich in einer Art Kiosk auf dem Flur kaufen und sie wurden dann von einem Kellner in den Raum gebracht, das war ein wenig strange. Bei uns gab es in erster Linie Budweiser und Jack Daniels + Cola. Es gab aber auch Klosterbräu, wozu ich mir als Deutscher viele Kommentare anhören musste War aber alles schweineteuer wie ich gerade mit einem Blick ins Portmonnaie feststellen muss.
Wir haben dort dann die großen Karaoke-Klassiker geträllert und ein bisschen gefeiert. Das war etwas ungewohnt, da es betrunken als nicht-native-speaker nochmal ein bisschen schwerer ist, sich mit allen zu unterhalten. Aber insgesamt hat das klasse geklappt und nach dem 5. Bier war es dann auch egal. Insgesamt haben wir glaube ich eine tolle Truppe erwischt hier, nur etwas viele sind wir momentan. In Beijing werden wir aber wieder weniger. Bis dahin sind es noch 3 Tage. Vorher kommt noch ein Aufenthalt auf einer Farm und ein Besuch im Shaolin Tempel. Mal schauen, wie das dort mit wifi ausschaut.
Die Fahrt nach Xian, einer der Hauptstädte des chinesischen Kaiserreichs (zum Beispiel unter der Ming Dynastie), war mit 15 Stunden verhältnismäßig kurz. Vielleicht gewinnen wir schon an Routine, jedenfalls haben wir alle recht gut geschlafen und waren recht guter Dinge am nächsten morgen,- außer mir, denn ich habe mir eine Erkältung eingefangen und war nicht ganz so guter Laune. Die Aussicht aus dem Fenster gestaltete sich dafür grandios, da wir durch ein Gebirge fuhren. Schon bald näherten wir uns aber wieder dicht besiedelten Gebieten, bei denen überall die Bauwut in China zu sehen ist.
Und schwups, schon waren wir in Xi’an, das ebenfalls mit über 10 Millionen Einwohnern außerordentlich groß und bereits weit über 2000 Jahre alt ist. Die Stadt war die erste Hauptstadt im vereinten chinesischen Reich, welches unter der ersten Dynastie, der Qin-Dynastie (gesprochen Chin,- daher auch der Name China), gegründet wurde. Also erstmal aussteigen, was mit dem ganzen Gepäck bei unserer mittlerweile 30köpfigen Gruppe nicht so einfach ist. Nun ja.
Ab in einen Bus des öffentlichen Personennahverkehrs (ein Spaß, wir waren mal wieder DIE Attraktion) und zum Hostel, wo wir erstmal in Ruhe auschecken, duschen und Mittagessen konnten. Wir haben wieder ein sehr schönes Zimmer bekommen und sind mittlerweile froh, mehr oder weniger aus Versehen die private-room- Option gebucht zu haben.
Am späten Nachmittag dann ging es ab zu einer Fahrradtour auf der Stadtmauer, die komplett erhalten bzw. restauriert und ca. 14km lang ist, und in einem exakten Viereck angeordnet ist. In ihrem jetzigen Zustand ist sie, wie das gesamte Stadtbid, von der Mingdynastie geprägt, die im 14 Jahrhundert herrschten. Marcus und ich haben uns ein Tandem ausgesucht und ab ging die Post.
Bei schönstem Fotolicht konnten wir den Ausblick genießen, der zumeist wirklich sehr schön war. Weniger schön war die Tatsache, dass die hintere Kette am Tandem nach etwa 1,5km einfach riss. Also konnte nur der Vordere trampeln, der dummerweise ich war (ich kann eigentlich nicht hinten sitzen, weil ich lenken MUSS). Etwa nach der Hälfte haben wir aus Erschöpfungsgründen dann doch gewechselt. Der letzte Teil war also für mich wirklich zauberhaft .
Innerhalb der Stadtmauern gibt es übrigens noch einige traditionelle Gebäude, aber auch viele neue, moderne, wobei auffallend viele Malls dabei sind.
Die Atmosphäre im Abendlicht war wirklich toll: Wir sind dann fototechnisch auch etwas eskaliert .
Im Anschluss ging es dann noch zu einer Essensausgabe für Bedürftige in Xi’an, die von einem ehemaligen Banker aus UK gegründet wurde. Die Armutsgrenze in China liegt bei 1,25$/Tag und ist zwar in den letzten Jahren stark gesunken, liegt aber immer noch bei 10%. Die Örtlichkeiten liegen direkt neben einer Kirche mitten in Xi’an.
Wir spendeten einige Beutel Früchte und sollten eigentlich als Freiwillige bei der Essensausgabe helfen, bzw in der Innenstadt Essen verteilen. Dummerweise wollten auch eine gefühlt 50köpfige chinesische Klasse als Freiwillige helfen, neben den Freiwilligen, die ohnehin dort regelmäßig arbeiteten. Also artete die ganze Aktion eher in eine für uns äußerst unangenehme Art Show aus, bei der sich so ziemlich jeder völlig nutzlos fühlte. Schade.
Danach ging es auch für uns zum Essen. Unser lokaler Guide führte uns in ein Restaurant, in das wir normal vermutlch nie gegangen wären und bestellte einige Gerichte, die man sich dann mittels Drehscheibe teilte. Das war bisher mit Sicherheit das leckerste Essen, das wir hatten. Frittierte, würzige Pilze, süßsaueres Schwein, Auberginen, scharfer Kohl und scharfe Bohnen, Nudelsalat, Fisch, Schweinebauch, Tofu…oh mein Gott und das ganze für nicht mehr als 2,50€. Vollgefressen sind wir dann ins Hostel und haben noch ein wenig geskypt. Morgen geht es dann zu einem der absoluten Highlights der Tour,- der Terrakottaarmee.
Der Morgen beginnt früh. Um 6 Uhr klingelt der Wecker, denn um 6:50 geht es zu den Pandas. Pandas sind nämlich recht viel am Schlafen und Vormittags sind sie ne Weile wach. Also rein in den Bus und ab zu den Pandas. Nach 30 Minuten Fahrt sind wir schon da.
Das Panda Research & Breeding Center ist DIE Attraktion hier in Chengdu und dementsprechend viele Touristen sind dort unterwegs. Überall sieht man Pandamützen, Panda T-Shirts, Pandastift und Pandapostkarten. Das Ganze erinnerte so früh am Morgen ein wenig an Jurassic Park was allerseits für Erheiterung sorgte.
Die ersten Pandas, die wir gesehen haben, waren die Panda Babies, gerade mal 20-30cm groß waren sie hinter Glas zu bewundern und eigentlich nur am schlafen. Conny war trotzdem hin und weg.
Danach ging unsere Gruppe erstmal gemeinsam zum Frühstück. Alle bis auf einen, nämlich mich. Bei mir meldete sich das fiese HotPot-Dinner vom Vortag und ich kann aus erster Hand berichten: Es brennt zwei mal. Tatsächlich ist das hier bislang nichts besonderes, so ziemlich jeder von uns hatte schon Vorkommnisse im Verdauungsprozess. Das HotPot Dinner war allerdings wohl besonders fies zu uns allen. Es war ja schon krass das zu essen gestern. Mir brannten Lippen und Zunge und wurden dann taub. Richtig übel.
Nach dem Frühstück geht es dann zunächst zu den Red Pandas. Red Pandas sind deutlich kleiner als die Pandas die man so kennt und zudem wie der Name schon sagt rot. Eigentlich sehen sie aus wie eine Mischung aus Waschbär und Fuchs. Sie hatten ein Freigehege und kamen einem, gejagt von einem Haufen fotografierender Chinesen verfolgt, entgegen. Besser bekannt sind die Viecher unter dem Namen Firefox. Somit erklärt sich für uns Nerds auch das Namensgebende Tier des Firefox-Browsers.
Danach ging es dann endlich zu den richtigen Pandas. Diese hatten unterschiedliche Gehege und haben sich relativ behäbig in Richtung Frühstück bewegt. Mit Pandas verhält es sich wohl so wie mit Koalas. Sie schlafen relativ viel, essen dann Kram, der berauschende Wirkung hat, und schlafen dann wieder ein. Neben den richtigen Pandas waren auch noch ein paar Pandababies in freier Natur. Sie lagen auf einer Holzplatte in einem Gehege. Conny war wieder völlig hin und weg, speziell als eines runtergefallen ist und laut quietschend wieder auf die Platte verfrachtet wurde. Sweet.
Bevor es dann zurück Richtung Hostel ging, mussten wir natürlich noch ein paar Souvenirshops unsicher machen, haben aber erstmal nichts gekauft. Erst vor den Toren des Research Centers hat Conny mir einen kleinen Panda für 10 Yuan gekauft. Drinnen hat er noch 20 gekostet und im Souvenirshop direkt am Gehege sogar 40. Nice. Wir haben den Kollegen “Mr. Panda” getauft, nach dem Besitzer des Hostels hier in Chengdu.
Als nächstes gibts erstmal ein Bild wo Mr. Panda den Maulwurfn anklammert
Zurück im Hostel haben wir noch kurz zusammengepackt und ausgecheckt, dann hatten wir insgesamt 6 oder 7 Stunden Freizeit. Endlich mal ein bisschen. Wir haben in den letzten Tagen, speziell im Zug, soviel in der Gruppe gemacht, dass uns die Freizeit ganz gut tat. Conny – etwas erkältet – hat es sich im Hostel bequem gemacht, während ich mit ein paar Jungs noch zu KFC gegangen bin. Endlich etwas westliches Essen. Dann lief hier im Hostel der Film “The Boat That Rocked” und wir haben die Seele ein wenig baumeln lassen.
Leider hat das nur einige Stunden totgeschlagen, und als ich wieder kam, war Conny wieder soweit fit, dass wir uns ein Kloster direkt um die Ecke anschauen konnten, das buddhistische Wenshu Kloster aus dem 18 Jahrhundert. Dort war spirituell einiges los, viele Leute haben dort ihre Rituale vollzogen und gebetet. Das Kloster ist erstaunlich groß, am schönsten fanden wir den Klosterpark. Am Ende von diesem sind wir dann auch auf den Electrical Monk gestoßen, der, fiesen Techno hörend und laut auf den Boden rotzend, dort vor sich herschlurfte.Welch eine Erleuchtung.
Schließlich ging es wieder auf zum Bahnhof und es hieß bereits Tschüss, Chengdu. Ab ging es in einen weiteren Nachtzug nach Xi’an, einer der Hauptstädte des chinesischen Kaiserreichs. Immerhin sind es diesmal nur 15 Stunden Fahrt.
Ich hatte ja vorher schon ein bisschen Schiss vor den langen Zugfahrten hier in China und auch der Nachtbus nach Yang Shuo war nicht ganz so mein Fall. Jetzt kam dann allerdings der Härtetest: Die Fahrt nach Chengdu dauert mit dem Nachtzug ziemlich genau 25 Stunden. Also länger als einen Tag im Zug. Verdammt. Verpflegung für die lange Fahrt haben wir uns gestern Abend schon gekauft, Frühstück nehmen wir aber noch vorher zu uns. Bei KFC. Don’t tell anyone.
Im Bus zum Bahnhof gab es dann noch letzte Anweisungen von Sally und unsere personalisierten Zugtickets. Mit Passnummer (Verdeckt durch den Daumen). Die Busfahrt dauerte etwa 1,5 Stunden durch den krassen chinesischen Verkehr. Am Bahnhof angekommen war dann alles eher spartanisch. Es gab noch einen Airport-Mäßigen Security-check, aber mein Taschenmesser wurde mir zum Beispiel nicht abgenommen. Keine Ahnung wonach gesucht wurde.
Wir hatten im waiting Room noch etwa ne Stunde Aufenthalt bis wir unseren Zug boarden dürfen. Es läuft ein bisschen so wie auf einem Flughafen, dann aber auch wieder garnicht. Irgendwann wird der entsprechende Zug aufgerufen. Es gibt eine Boarding-Time und eine Abfahrtszeit etwa 20 min. später. Es scheint auch so zu sein, dass immer nur ein Zug gleichzeitig am Bahnsteig hält.
Beim boarden waren wir dann auch noch enthusiastisch, war ja auch alles neu und spannend. Also erstmal zugewiesenes Bett finden und Rucksäcke abladen. Es sind immer 6 Betten zusammen und etwa 15-20 Abteile im Wagen. Wir hatten sogenannte “Hard Sleeper”, das ist quasi die Holzklasse. “Soft Sleeper” wäre dann die erste Klasse gewesen. Conny und ich hatten unsere Betten ganz unten. Zusammen mit uns waren dort noch 3 andere Leute aus unserer Reisegruppe und ein schlecht gelaunter Chinese.
Es dauerte nicht lange, bis wir alle auf unseren Betten saßen und uns unterhalten haben, man hat ja sonst nichts zu tun. Schlafen wollten nur die wenigsten. Wer jetzt schläft, ist nachts bestimmt wach. Ab 22 Uhr geht das Licht aus, das ließ uns 9 Stunden bevor Schlafenszeit ist. Hin und wieder kamen auch Wagen vorbei mit Gütern die man käuflich erwerben kann. Früchte, chinesisches Essen, Tücher, Zahnpasta, alles Mögliche. Die Früchte wurden im Laufe der Zugfahrt auch günstiger, weil die sonst weggeschmissen werden müssen.
Aus Unterhaltungen wurden dann relativ schnell die ersten Bierchen und irgendwann war dann auch Musik da und ZACK hatten wir eine train party an den Start gebracht. Zu Essen gab es dann fiese NoodleCups, heißes Wasser gab es schließlich an Bord. Nach den Bierchen gab es dann von der tief-britischen Fraktion unserer Reisegruppe auch noch ein Tässchen Brandy, bevor wir später bei chinesischem Reiswein landeten. Für die Chinesen waren wir wohl relativ spannend, regelmäßig starrten sie zu uns herüber, wollten aber nix trinken. Auf Nachfrage von unserem Guide, Miranda, hatten sie aber kein Problem mit uns, sondern fanden es nur spannend uns zu beobachten.
Das Beobachten haben sie dann auch Nachts gemacht, während wir schliefen, in erster Linie bei den Frauen. Das war schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Am nächsten Morgen war ab 8 Uhr alles wieder hell und alle Leute wieder viel unterwegs in unserem Zugwaggon. Vorher war das alles sehr angenehm und Conny und ich haben auch recht gut geschlafen. Kein Vergleich zur Busfahrt vor ein paar Tagen! Selbst die Klos an Bord waren erträglich, zumindest die in der ersten Klasse, die ich euch fotografiert habe Die anderen waren stinkende Löcher im Boden und man hat direkt auf die Schienen gedengelt (und die Klos wurden in Bahnhöfen abgeschlossen).
Die letzten zwei Stunden der Zugfahrt haben sich dann nochmal gezogen wie Kaugummi. Auch der Nudelpott zum Frühstück hat die Zeit nicht schneller verstreichen lassen. Irgendwann waren wir dann aber tatsächlich in Chengdu angekommen. Der Bahnhof wirkte wieder ein bisschen wie ein Flughafen, war aber viel moderner als der in Guilin wo wir abgefahren sind.
Nach kurzer Busfahrt sind wir dann relativ fix an unserem Hostel angekommen, es hieß “Mr. Panda”, da Chengdu wohl in erster Linie für seine Panda-Research-Facility bekannt ist, die wir uns dann auch morgen anschauen werden. Bevor es jedoch soweit war, sind wir erstmal in unser Zimmer und… OH GOTT… Conny hat Haare im ungemachten Bett und eine gebrauchte Binde im Mülleimer gefunden, also erstmal Zimmer wechseln. Puh.
In dem Laden neben unserem Hostel gab es dann noch ein bisschen Noodle Soup (schon wieder Nudeln!), die Conny allerdings weniger gemundet haben. Dafür waren sie günstig, nämlich etwa 7 Yuan, das ist etwa 1€. Danach gab es noch eine kurze Mandarin-Stunde. Wir können jetzt bis 10 zählen oder ein Bier bestellen auf Mandarin. Morgen habe ich vermutlich wieder alles vergessen.
Nach dem kurzen Mahl gab es ein wenig Freizeit. Endlich. Wir haben ein wenig im internet gesurft und gegen die irischen Mädels im Kickern verloren. Aber auch zwei Stunden Freizeit verbringt man eigentlich zusammen als Gruppe und die Zeit vergeht irgendwie wie im Flug. Man hatte noch die Möglichkeit von einem blinden Chinesen massiert zu werden, aber das wollten wir beide nicht.
Danach ging es dann zum Sichuan Hot Pot. Hot Pot ist eine Spezialität der Region hier. Prinzipiell soll das Ganze ungefähr so sein wie Fondue. Das Restaurant ist etwa 20 min. zu Fuß entfernt. Also los. Ursprünglich wurde uns gesagt, dass Hong Kong die sauberste und entspannteste chinesische Metropole ist, das konnten wir aber direkt mal wiederlegen. Alles in Chengdu war deutlich entspannter als in HK und auch die Straßen und Bürgersteige waren total sauber. Es gab sogar Fahrradwege. Insgesamt hat Chengdu wohl 14 Mio. Einwohner und ist somit eigentlich echt krass groß.
Unser Weg führte durch sehr pittoreske Touristenregionen, unter anderem an einem Tempel vorbei, den wir uns dann morgen etwas genauer angucken werden. Die Temperatur hier erfordert inzwischen auch schon einen Hoodie Abends aber ist immernoch um die 20 Grad warm Nachts.
Beim Hot Pot gab es dann verschiedene kleine Räume in die wir aufgeteilt wurden und dann wurden jeweils zwei Hot Pots in den Tisch eingelassen und darunter Gasflammen entzündet. Jeder Hotpot hatte zwei Behälter. Der äußere war fies scharf und der innere war harmlos. Mit ordentlich Fleisch bzw. für Conny auch vegetarischem Kram konnte man dann darin rumkochen. Hierbei ist es nicht wie beim Fondue so, dass man seine eigenen Sachen reinpackt und bewacht, sondern man schmeißt einfach alles rein und dann schaut man was man mit den Chopsticks so erwischt. Das kommt dann auch nicht auf einen Teller sondern in eine Schüssel mit Öl und Knoblauch, bevor man es isst.
Insgesamt war der ganze Kram wirklich sehr lecker, aber der scharfe HotPot war zu krass für mich. Ich bin in Schweiß ausgebrochen und habe meine Lippen nicht mehr gespürt. Erst hinterher habe ich erfahren, dass die Taubheit in den Lippen vom Sichuan-Pfeffer kommt, der genau diesen Effekt hat ohne dabei Spicy zu sein. Krass.
Mit uns gegessen hat übrigens Mr. Panda, der Namensgeber und Eigentümer unseres Hostels, ein echt cooler Typ mit echt gutem Englisch. Auf dem Foto ist er links neben mir. Jetzt gerade sitze ich in seinem Hostel im Common Room und wir testen seinen selbstgemachten Wein, für den wir gerade versuchen den Namen “Panda Juice” zu etablieren. Morgen dann: Echte Pandas!
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