Nach längerer Blog-Pause bedingt durch mangelnde Motivation widme ich mich heute mal dem Themenfeld Mediacenter-PCs. Und da das ganze etwas viel ist, mache ich das in mehreren Teilen und das ganze nennen wir aus PR-Gründen mal “Mediacenter Madness”.
Heute fangen wir mal mit den Anforderungen an Media-Center-Software an. Wie ich bestimmt schonmal irgendwo erwähnt habe, steht bei mir der PC ja direkt neben dem Fernseher und ist auch direkt mit diesem verkabelt, so dass man bei mir schon von einem sog. Wohnzimmer- oder Home-Theatre-PC (HTPC) sprechen kann. Und wo ich den schonmal da habe, möchte ich ihn natürlich auch von der Couch aus nutzen können. Wenn ich hier “nutzen” schreibe, ist das bewusst etwas allgemein gehalten, da es für jeden Couch-Nutzer natürlich unterschiedliche Anforderungen gibt. Für mich muss ein HTPC idealerweise folgende Grundfunktionalitäten auf der Software-Seite mitbringen:
- Anzeigen von Bildern. (Sortierung, Filterung, etc.)
- Wiedergabe von Musik (Alben, Playlists, etc.)
- Verwalten von Filmen
- Verwalten von Serien
- Live-Fernsehen
- Video-Recording-Funktionen
- Web-Radios
- Ganz Wichtig: Schickes Design und Couch-Usability
- Quellenverwaltung und Bibliotheken
- Formate
Habe ich etwas vergessen? Vermutlich schon, schließlich sind noch viele weitere “Widgets” denkbar, wie YouTube, Flickr, Messaging, last.fm, Wetter, Newsticker und viele weitere. Diese habe ich in meiner Aufstellung erstmal bewusst rausgelassen. Einige davon kann mein Fernseher bereits nativ, außerdem wollte ich mich mal auf die Kern-Funktionalitäten konzentrieren. Man sollte zudem meinen, die Funktionalitäten, die ich jetzt hier als Kern-Funktionalitäten aufliste, sind relativ trivial und in jeder Mediacenter-Lösung selbstverständlich… der Teufel steckt aber im Detail:
Bilder
Meine Bilder-Sammlung geht zurück bis ins Jahr 2001. Das sind inzwischen 9 Jahre mit Bildern. Einige Bilder von früheren Jahren haben natürlich keine Tags, Geotags oder People-Tags von einem korrekten Erstellungsdatum wollen wir erst garnicht reden. Sie sind in Ordner-Strukturen, die Alben entsprechen im File-System sortiert. Eine Bilderverwaltung müsste also schon:
- die Orderstruktur auch als Alben-Struktur erkennen
- sich nicht auf korrekte Tags oder Timestamps an den Bildern verlassen
- die Bilder nachträglich Taggen, bewerten oder kommentieren können
Musik
Meine Musiksammlung ist nicht ganz so chaotisch wie meine Fotos. Ich habe lediglich Alben und keine Singles. Alle Alben sind digital im mp3-Format vorhanden und alphabetisch in Verzeichnisse sortiert. Alle Songs haben korrekte id3-Tags und entsprechende Alben-Cover. Also um es kurz zu machen: die Datenlage ist gut. Von einer Musikverwaltung eines HTPC erwarte ich heutzutage natürlich mindestens soviel wie mein Mobiltelefon oder mein Ipod kann:
- Playlisten zusammenstellen (adhoc und permanent), löschen, modifizieren.
- Nach Stichworten suchen.
- Automatisch erstellte Playlists mit den Songs die ich oft höre.
- Eine grafische Oberfläche die meine mühsam zusammengesuchten/gescannten Albencover nutzt, wie z.B. Coverflow.
- Wenn mal Daten eines Albums nicht korrekt sind, schadet es auch nicht, wenn die fehlenden Daten aus dem Internet nachgeladen werden.
Filme
Jetzt wird es schwierig. Ich habe ja die verrückte Idee, dass ich niemals eine CD/DVD/Blu-Ray wechseln muss, um einen entsprechenden Film zu gucken. Entsprechend müsste die Filmverwaltung eines HTPC:
- mit großen Mengen Filmen klarkommen (z.B. kein ewiges scrollen, quicksearch, etc.)
- Filme anhand der DVD oder anhand des Datei- oder Verzeichnisnamens erkennen können
- abhängig vom korrekt erkannten Titel Cast, Laufzeit, Entstehungsjahr, DVD-Cover und kurzbeschreibung aus dem Internet nachladen
- eine Kategorisierung nach Genres oder nach festgelegten Kategorien bieten.
- eine grafische Übersicht bieten, die die bereits nachgeladenen Filmposter nutzt.
Serien
Das Verwalten von Serien ist für die vielen Serien-Fans da draußen natürlich eine absolute Grundfunktion. Es sollte meiner Meinung nach möglich sein
- nach Serie, Staffel und Episode zu gliedern.
- Serien anhand der eingelegten DVD oder anhand des Datei- oder Verzeichnisnamens erkennen.
- Episodenbeschreibungen zu hinterlegen oder auch wiederum aus dem Internet nachzuladen, ebenso Season-Cover oder ähnliches.
Es muss außerdem darauf geachtet werden, dass es ein unterschied ist, ob Serien aus dem TV mitgeschnitten werden oder von der DVD gesichert werden. Oftmals ändert sich die Reihenfolge oder die Specials auf der DVD müssen berücksichtigt werden.
Fernsehen & Recording
Wenn man eh einen HTPC am Start hat, macht es natürlich keinen sinn für Digital-TV noch einen HD-Receiver oder ähnliches anzuschaffen. Eine Fernsehkarte mit CAM-Modul vorausgesetzt, bietet der HTPC viel mehr Möglichkeiten speziell was das Aufnehmen von Sendungen angeht.
- Das “pausieren” von Sendungen, wie beispielsweise auch von der Telekom propagiert, sollte mit der Software möglich sein
- Das programmieren von Aufnahmen aus dem Programmguide sollte möglich sein.
- Das entsprechende Verwalten der aufgenommenen Sendungen ggf. unter Filmen, Serien oder einer separaten Kategorie sollte möglich sein
Web-Radio
Bei mir persönlich haben sich Webradios schon lange gegenüber UKW-Radios durchgesetzt. Lediglich im Auto war ich noch auf diese angewiesen. Wenn ich zuhause also Radio hören will, ist das in der Regel aus dem Internet und da mein HTPC auch an meiner Dolby-Anlage angeschlossen ist, möchte ich den Sound schon darüber hören. Eine Webradio-Verwaltung sollte also folgende Funktionen mitbringen
- Favoriten
- Hinzufügen/Entfernen von Radios
- Aktueller Playlist (und falls die nicht vorhanden, gerne auch per Shazam o.Ä.)
Usability
Von Vorschau-Bildchen für Serien, Filme und Musik bzw. Filmplakaten oder Album-Cover habe ich ja bereits kurz gesprochen. Logos für Fernsehsender oder Radiosender gehören ebenso in diese Liste. Bei einer Home Theatre-Software möchte man sich natürlich nicht durch Listen klicken oder hässliche Menüs mit kleinen Schriftarten. Man möchte ein Navigations- und Design-konzept, dass von der Couch aus richtig Spass macht. Das klingt jetzt wenig präzise, aber es ist glaube ich klar, worauf ich hinaus will.
Quellenverwaltung und Bibliotheken
Mit Quellenverwaltung ist gemeint, dass Medien von mehreren Quellen im HTPC genutzt werden können. Diese können auf der lokalen Festplatte sein, dort ggf. auch verteilt auf verschiedenste Ordner. Sie können aber auch auf Netzwerkressourcen oder weiteren Rechnern liegen. Das Bibliotheken-Konzept von Windows7 kommt dem ganzen schon sehr nah, es müsste jedoch nicht für jedes Medium eine Bibliothek geben sondern für jeden Inhalt. So z.B. separate Bibliotheken für Serien, Filme und Homevideos, die ja eigentlich alle dem Medium “Film” zugehörig sind.
Formate
Es müssen alle gängigen Formate unterstützt werden. Ein lästiges Nachinstallieren von irgendwelchen Codecs sollte nicht nötig sein.
Das dürfte es soweit aus meiner Sicht erstmal sein. Sollte ich noch etwas elementares vergessen haben, bitte in den Comments ergänzen, ich versuche die Comments dann in den Fortsetzungen der Serie zu berücksichtigen. Im nächsten Teil oder bei Bedarf auch mehreren Teilen schauen wir uns mal die Lösungen auf dem Markt an und schauen, welche Anforderungen sie abdecken.