China–Shaolin Tempel und weiter nach Beijing
Oh nein oh nein. Heute Morgen ging es Conny garnicht gut. Sie hat ja seit 3 Tagen eine fiese Erkältung. Nach einigem Hin und her hat sie dann heute morgen beschlossen, den heutigen Trip zum Shaolin Tempel mit langer Wanderung nicht mitzumachen. Weise Entscheidung. Und während ich diese Zeilen tippe, geht es ihr auch schon deutlich besser, ich denke sie ist dann morgen wieder einsatzfähig. Also Marcus ganz alleine heute. Werde ich schon überleben. Es geht also wie gesagt zum Shaolin Tempel. Der Trip startet um 8 Uhr Morgens mit einer 15 Minütigen Busfahrt, also nicht ganz so weit weg.
Auf dem weitläufigen Gelände muss man für alles was man machen möchte relativ weit laufen, auch die Straßen und Wege sind recht breit angelegt. Auf dem Weg zur eigentlichen Tempelanlage sahen wir als erstes erst mal diverse Kung-Fu-Schüler. Es gibt auf dem Gelände wohl relativ viele Schulen, an denen Shaolin Kung Fu gelehrt wird. Auch sind diese recht Prestigeträchtig, so dass viele reiche Chinesen ihren Nachwuchs hierhin schicken. Grundsätzlich lernt man auch an diesen Schulen ausschließlich Kung Fu. Kein Mathe, kein Physik oder sonstwas. Meistens sind die Schüler dann nur 1-2 Jahre hier und gehen davor und danach auf richtige Schulen.
Auf dem Schulhof wurde auch relativ viel gesprungen und gekämpft, das war schon eine coole Show an sich, wir haben allerdings auch die Chance eine richtige Kung Fu Show zu sehen. Also weiter gehts zum Besucherzentrum und dort in eine Art kleines Theater.
Die Show war ähnlich dem was wir in dem Waisenhaus gestern bereits gesehen hatten, jedoch etwas professioneller und etwas ausgereifter. Highlight für mich war der Teil, wo Leute aus dem Publikum live auf der Bühne Übungen von Mönchen nachturnen mussten. Zwei aus unserer Gruppe waren auch dabei und haben sich vor dem Publikum zum Affen gemacht. Sehr cool.
Danach ging es dann in Richtung Dharma Cave. Das ist eine Höhle in den Bergen, wo dieser Mönch, Dharma, vor einigen Hundert Jahren für 9 Jahre meditiert hat. Danach haben dort noch weitere meditiert und zur Zeit meditiert dort seit 4 Jahren eine Frau. Der Weg führt steil bergan, also nichts wie los. Auf dem linken Bild sieht man das Ziel übrigens sogar ein bisschen. Links neben dem rechten Berg ist eine kleine Statue zu erkennen, diese war unser Ziel.
Ein wenig verschwitzt konnten wir oben dann eine grandiose Aussicht genießen. Leider immer getrübt vom Smog, der sogar hier anzutreffen ist, obwohl alle größeren Städte 1-2 Stunden entfernt sind. Schade, alleine für die Aussicht hatte sich der Aufstieg aber gelohnt.
Die Cave haben wir dann auch gefunden und auch die Frau die dort meditiert haben wir angetroffen und konnten kurz mit ihr sprechen. Einige von uns haben auch Räucherstäbchen für sie entzündet, ich aber nicht. Ich kenne mich mit dem Buddhismus nicht so richtig aus und wollte nichts falsch machen.
An dieser Stelle erzählte uns unser Guide, Monika, dann auch die Story von dem Dharma-Typen. Und zwar gab es ursprünglich wohl nur eine Richtung im Buddhismus und zwar eine sehr egozentrische Sicht. Jeder versuchte halt für sich selbst ins Nirvana zu gelangen. Dieser Dharma Typ war aber der Begründer einer neuen Richtung, nämlich eine, die das eigene Streben nach Nirvana zugunsten von anderen Menschen aufgibt. Dieser Typ kam mit dieser Idee auf jeden Fall aus Indien nach China. Und dort hat ihn so ein zweiter Typ verspottet und dann ist er irgendwie weitergezogen. Der Typ, der Dharma verspottet hatte, hat dann aber gemerkt, dass der ein wichtiger Mönch ist und diese neue Glaubensrichtung mit sich bringt, also tat ihm das ziemlich leid und er ist angefangen ihm hinterherzureisen, um sich zu entschuldigen.
Da gibt es auch die Legende, dass Dharma an einen Fluss kam. Er fragte dann eine Frau die dort saß höflich nach einem Schilfblatt und überquerte damit den Fluss. Sein Verfolger hingegen nahm der Frau all ihr Schilf und ging damit unter. Der Unterschied in den Glaubensrichtungen wird hier wohl deutlich, da der Dharma Typ höflich gefragt hat und der Verfolger-Typ nur sein eigenes Interesse im Blick hatte.
Dharma ist dann irgendwann am Shaolin Tempel angekommen und wollte dort seine Glaubensrichtung lehren, durfte aber nicht, weil der Tempel damals Thaoistisch? oder so? war und die Leute dort das für unvereinbar hielten. Was macht er also? Geht in die angesprochene Höhle und meditiert 9 Jahre darüber, wie sich das alles vereinbaren lässt. So Nebenbei erfindet er dabei übrigens KungFu, indem er Affen, Schlagen und Tiger beobachtet und ihre Bewegungen nachahmt. Sein Verfolger ist dann irgendwann auch an der Höhle angekommen und um seine Zugehörigkeit zu der neuen Glaubensrichtung zu beweisen, stand er die kompletten 9 Jahre hinter Dharma während dieser meditierte.
Nach 9 Jahren dann ging Dharma erneut zum Tempel und erläuterte den Mönchen dort, dass die beiden Glaubensrichtungen überhaupt nicht unvereinbar sind und bot ihnen an, ihnen sein Kung Fu zu lehren, da die Mönche dort alle *** und fett geworden waren. Man akzeptierte das Angebot und somit war der Shaolin Tempel dann die Basis für Kung Fu und für den neuen Buddhismus.
Dharma hat seinem Verfolger bis zu diesem Zeitpunkt übrigens immernoch nicht vergeben und weigerte sich beharrlich ihn Kung Fu oder seine neue Glaubensrichtung zu lehren. Er meinte wohl “Erst wenn der Schnee rot ist, werde ich dich lehren”. Da eh gerade Schnee lag, schnitt sich sein Verfolger also einfach mal den Arm ab. Das hat dann ordentlich geblutet, der Schnee wurde rot und Dharma meinte das genüge als Beweis für seine Ehrlichkeit und er lehrte ihn das alles. Der Verfolge wurde dann der erste Nachfolger Dharmas.
Puh.
Nach der Höhle ging es dann noch ein wenig weiter nach oben. Dort hatte man eine Statue errichtet. Die gleiche, die man auch auf dem ersten Foto vom Boden aus erahnen konnte. Das ist zwar kein Buddha, aber er wacht dennoch über die Ländereien dort. Perfekter Ort für eine kleine Rast und ein paar Fotos.
Auf dem Weg zurück haben wir eine leicht andere Route gewählt. Zunächst einmal kamen wir zu ein paar Chinesen, die dort gepicknickt haben und für die wir das absolute Highlight des Tages waren. Viele Chinesen hier haben wohl bislang wenige westliche Menschen gesehen und rasten förmlich aus wenn sie welche sehen. Da werden dann Fotos gemacht, da wird gewunken, da wird Essen geteilt oder es wird sich einfach nur gefreut. So auch hier. Diesmal hatte es Dennis erwischt. Er sitzt auf dem linken Foto zwischen den Chinesen beim Picknick und musste Reiswein trinken und Dumplings mit ihnen essen.
Auch eine alte Tempelanlage fanden wir auf dem Rückweg, diese schien aber nicht mehr so recht in Gebrauch zu sein. Weiter ging es dann zum Pagodenwald. Jeder Mönch, der wichtig für den Kung Fu war, bekam eine solche Pagode als Grabstein und sie werden dann alle relativ nah zueinander aufgestellt und bilden so einen Wald. Die neuesten waren erst wenige Jahre alt, es gibt also durchaus noch Mönche, die wichtig für den Kung Fu sind.
Dann ging es zum eigentlichen Highlight, nämlich dem Shaolin Tempel selbst. Leider entpuppte sich das Highlight als relativ enttäuschend. Der Tempel wurde nämlich so oft niedergebrannt, dass der aktuelle gerade mal etwas über 60 Jahre alt ist. Schade.
Es gibt nur noch sehr wenige originale Artefakte aus der ursprünglichen Shaolin Zeit. Eins davon findet man in den Bäumen auf dem Tempelgelände. Diese haben nämlich diverse Löcher, die daher kommen, dass die Mönche die Kraft ihrer Finger dort trainiert haben. Wir haben ja gestern einen im Waisenhaus gesehen, der einen Handstand auf 4 Fingern machen konnte. Die Finger werden wohl mit gezielten Schlägen auf den Baum trainiert.
Das zweite original erhaltene Artefakt sind Löcher im Boden des obersten Tempels. Und zwar ist es so, dass KungFu Schüler beim Trainieren relativ häufig stampfen. Und irgendwann gibt der Boden halt nach, nachdem hier Generationen von Mönchen trainiert haben. Ich hoffe, man kann die auf dem Foto halbwegs erkennen.
Ansonsten ähnelte die Tempelanlage schon stark der aus Chengdu, über die wir ja glaube ich auch ein bisschen gebloggt haben. Die Anlagen sind in der Regel riesig groß und vereinen oftmals auch unterschiedliche Glaubensrichtungen. Diese war z.B. 36.000 m² groß. Einige aus unserer Reisegruppe sind auch buddhistisch unterwegs und haben dort auch ein wenig gebetet. Auch Ellis Maulwurf hat es im Tempel wohl relativ gut gefallen
Nach dem Shaolin Tempel hatten wir noch ein kleines Mittagessen und ein wenig Pause in unserem Hotel. Oder besser “Hotel”. Hatte Conny gestern schon über das Hotel geschrieben? Ich glaube nicht. Unser Bad stinkt auf jeden Fall bestialisch, das Klo läuft untenrum aus, unser Bett ist steinhart und überall in den Vorhängen hängen dicke Käfer. Nom nom nom. Hoffentlich wird das in Beijing besser.
Dann ging es ab zum Nighttrain, der fährt um 22 Uhr aus der nächstgrößeren Stadt ab. Zwei Stunden Fahrt hatten wir dorthin und am Bahnhof endlich mal wieder Zeit für ein westliches Mahl, nämlich Mc Donald’s. Yeah, das war mal wieder nötig.
Im Zug dann haben wir die bislang krasseste Form von Interesse an westlichen Menschen erlebt. Dort kam nämlich eine Frau auf uns zu die Conny und Amy (Reisegefährtin aus UK) prompt ihr Baby übergab und anfing Fotos zu machen. Fotos habe ich dann natürlich mal auch gemacht. Das Baby war übrigens angeblich 15 Monate alt und dafür erstaunlich groß und *** und fett. Und der Kopf ist fast so groß wie Connys Kopf. Ach ja. Es hatte auch einen blanken Arsch, da die Kinderhosen hier alle hinten einen Schlitz haben, damit die Darm- oder Blasenentleerung auch mal eben schnell am Wegesrand erfolgen kann. Haben wir schon mehrfach gesehen.
Jetzt sind es einige Stunden im Zug. Morgen früh um 6:30 sind wir dann in Beijing. Ich freu mich schon.