China–Terracotta Warriors
Heute war es endlich soweit. Es geht zur Terracotta Armee. Eines meiner persönlichen Highlights unserer China-Reise. Das ganze Areal mit Terracotta Armee und allem was dazu gehört befindet sich etwa eine gute Stunde von Xi’an und wir sind direkt morgens um 8:30 mit einem fiesen Reisebus und viel Vorfreude losgefahren. Conny ist leider immernoch angeschlagen und hatte auch keinen Hunger. Nur mit viel Mühe konnte ich sie zu einem Snickers überreden. Mhhh… Snickers!
Nachdem wir angekommen sind, ging es vom Busparkplatz über das riesige Areal bis zum eigentlichen Eingang, das hat schonmal ne halbe Stunde gedauert. Dann ging es zunächst erstmal in ein kleines Kino wo es Hintergrundinformationen zur Terracotta Armee und zum Kaiser Qín Shǐ Huáng. Der hat das Ganze nämlich in Auftrag gegeben, und zwar als sein Mausoleum. Die Terracotta Armee besteht etwa aus 8000 Figuren und sollte dazu dienen, den Kaiser sicher ins Leben nach dem Tod zu geleiten. Der war nämlich insgesamt sehr gläubig/abergläubig und hatte dabei große Angst vor dem Tod.Um zur Unsterblichkeit zu gelangen, aß er, dem Rat Quacksalber folgend, Quecksilber, und vergiftete sich somit langsam. Dumm gelaufen.
Nach kurzer Vorgeschichte gab es noch ein paar zusätzliche Infos von unseren Guides und dann ging es los in die erste von drei Hallen, sicher die bekannteste und auch die Größte. Auf gehts!
Die schiere Größe der Halle hat uns direkt mal ein bisschen die Spucke geraubt. Auf dem Bild sieht man die Ansicht, die man bekommt, wenn man die Halle durch en Haupteingang betritt. Eine wahnsinnige Sicht auf etwa 1000 Tonkrieger, die in Regimenten angeordnet sind. Dass keine zwei Figuren gleich sind ist übrigens ein Mythos. Es gibt wohl unterschiedliche Module aus denen eine Figur zusammengesetzt ist. Zum Beispiel 8 unterschiedliche Köpfe. Durch die Zusammensetzung dieser Module, die Ausstattung mit Waffen oder der späteren individuellen, farbigen Bemalung kann es aber wirklich sein, dass es keine zwei Krieger gibt, die absolut identisch sind.
Insgesamt ist etwa ein Viertel der Armee ausgegraben. Man hat mit den Ausgrabungen gestoppt, als man gemerkt hat, dass die Krieger alle ihre Farbe verlieren und man lange Zeit noch keine Möglichkeit kannte, diese zu erhalten. Die Farbe blättert wohl innerhalb weniger Minuten ab und alle Krieger die wir zu sehen bekamen sind braun. An der ein oder anderen Stelle sieht man noch unfertige Krieger oder Kisten mit Einzelteilen. Dort sind Forscher damit beschäftigt, die Kollegen zusammenzusetzen, denn komplett heile geblieben sind viele von ihnen nicht. Es gab wohl irgendwann auch mal Randale in der Grabkammer mit der Terracottaarmee, dort wurden auch relativ viele Figuren stark beschädigt. Viele sind jedoch auch erstaunlich gut erhalten.
An einigen Stellen sieht das dann aus wie auf dem folgenden Bild. Dort sind die Ausgrabungen noch im Gange und man kann zwar einzelne Teile der Krieger erkennen, von den berühmten Bildern der akribisch angeordneten Soldaten ist das jedoch weit entfernt.
Insgesamt waren auch unglaublich viele Touristen unterwegs dort. Wir haben auch viele Deutsche gehört, die dort unterwegs waren, in erster Linie die ältere Generation. An der Stelle vor Kopf herrscht unglaubliches Gedränge, da jeder natürlich ein Foto von der Armee von vorne haben möchte und so drängen sich dort IPads, IPhones, Spiegelreflexkameras und kleine Knipsen. Dann wird auch schon mal der Ellenbogen ausgefahren um der Gattin ein Foto mit sich und dem “achten Weltwunder” zu ermöglichen. Wir haben das dann lieber mal von der Seite gemacht. Auf dem Bild sieht man links aber ganz gut was dort abgeht.
Die erste Halle ist mit Abstand die beeindruckendste. In der zweiten Halle war bislang kaum etwas ausgegraben, dort hat man bis auf wenige Zentimeter an die Figuren herangebuddelt, gräbt aber erst weiter, wenn alles bis hierhin analysiert ist. Die zweite Halle ist auch kühler, dunkler und deutlich leerer.
In einem Nebengang waren einige sehr gut erhaltene Figuren ausgestellt, die wir dann auch mal fotografieren und genauer anschauen konnten. Speziell die Gesichtsausdrücke hatten mich ja interessiert und die sind in der großen Halle von den Seiten aus nicht erkennbar. Zwischen den Soldaten rumlaufen ist natürlich nicht gestattet.
Es gibt einige verschiedene Soldatentypen, fragt mich nicht wieviele, das habe ich vergessen. Es gibt zum Beispiel den knienden und stehenden Bogenschützen, das sind die Genossen auf den Fotos links und rechts. Und es gibt zum Beispiel insgesamt sieben Generäle, wie der Kollege in der Mitte. Die Generäle sind dann auch dicker und größer als einfache Soldaten und hat mehr Schnörkel an der Kleidung.
In der dritten Halle hat man dann die Pferdewagen gefunden. Den großen, berühmten, gut erhaltenen Pferdewagen haben wir leider nicht gefunden. Im Nachhinein haben wir aber erfahren, dass es irgendwo ein “downstairs” gegeben haben muss, was wir wohl übersehen haben. Ein paar Teile der Pferdewagen haben wir aber in Halle 3 gesehen. Die Zeit war insgesamt knapp bemessen, wir hatten etwa 1,5 Stunden um alle drei Hallen und die Exhibition zu besuchen. Wir sind so gerade mit der Zeit hingekommen für die drei Hallen, die Exhibition haben wir nicht mehr geschafft. Alle anderen hatten es wohl eiliger als wir und saßen schon in der Sonne als wir fast als letzte wieder am Treffpunkt waren. Kulturbanausen.
Der eigentliche Sarg und der dazugehörige Grabhügel des Kaisers sind übrigens noch unangetastet. Man traut sich noch nicht so recht. In der Grabkammer muss irgendwie Quecksilber unterwegs sein und es soll wohl auch Mechanismen geben, die den Kaiser beschützen sollen. Außerdem möchte man erst die bereits ausgegrabenen Funde analysieren und neue Wege ausloten, die Farbe zu erhalten. Eine sehr weise Entscheidung wie ich finde. Man hat es ja heutzutage selten, dass man in der Wissenschaft etwas spannendes tun könnte, sich jedoch erstmal dagegen entscheidet.
Auf dem Gelände des Mausoleums sind auch unzählige Souvenirgeschäfte und Restaurants. Wir haben uns einen kleinen Terracotta-General gekauft und ihn Mr. General getauft. Er residiert nun gemeinsam mit Mr. Panda in meinem Rucksack. Danach haben wir einen Nudelladen auf dem Gelände aufgesucht und hatten eine unglaublich gute Nudelsuppe. Die Nudeln dafür wurden vor unseren Augen frisch aus Teig gefertigt und gekocht. Krass.
Nächster Punkt auf der Tagesordnung war ein Spaziergang durchs Muslim Quarter, also das muslimische Viertel hier in Xi’an. Grundsätzlich ist das wohl der Ort an dem die Seidenstraße begonnen hat. Dementsprechend viele Waren kann man dort auch noch heute erwerben. Außerdem gibt es zahlreiche Restaurants und Straßenverkäufe, die nur darauf warten, von uns ausprobiert zu werden. Der erste Stopp war dann ein berühmtes Dumpling-Lokal, wo Chinas Prominenz sich die Klinke in die Hand gibt, um diese speziellen mit Suppe gefüllten Dumplings zu probieren.
Auch wir fanden sie sehr lecker. Conny die Veggie-Variante ich die mit Fleisch. Dazu gab es Pflaumensaft. Lecker eigentlich. Vorher hatten wir eigentlich keinen Hunger gehabt, durch die Dumplings waren wir jetzt aber heiß auf weitere Leckereien, die wir uns am Straßenrand zusammensuchen konnten.
Ich habe dann als erstes mal so eine frittierte Frucht ausprobiert. Ja ja… er hat wieder was frittiertes gegessen Es war auch sehr lecker und sehr süß. Und sehr klebrig. Aber ich hätte trotzdem fast noch ein zweites gegessen, weil die Teile so lecker sind. Kosten dann etwa 2 Yuan, das sind etwa 30 cent. Conny hat als nächstes Reiskuchen probiert. Der Verkäufer war auch ein bisschen Fotogeil und so durfte Conny mit ihm posieren und er durfte ein bisschen Werbung für seinen Reiskuchen machen. Auch der war sehr lecker. Prinzipiell ist es glaube ich nur reis am Stock mit Karamel oder sowas. Das Ganze ist übrigens auch kalt.
Danach sind wir noch ein bisschen durch die Marktstraßen gewandelt und haben uns allerhand Plunder angeschaut. So richtig viel kaufen können wir ja leider nicht, da der Platz in unseren Rucksäcken doch sehr limitiert ist. Vielleicht ist das auch besser so, sonst wären wir nämlich eskaliert.
Immer wieder gab es Garküchen an den Straßenrändern, die die ein oder andere Köstlichkeit zubereitet haben. Probiert haben wir dann aber nicht mehr so viel, bei uns stellte sich dann irgendwann ein Sattheitsgrad ein, den wir nicht weiter überschreiten wollten.
Ein paar Auslagen der dortigen Geschäfte habe ich noch fotografiert. Es gab nämlich nicht nur Garküchen und Ramschgeschäfte, sondern auch allerhand getrocknete Früchte, Nüsse und vieles mehr.
In dem Viertel gibt es auch eine “great mosque”, also eine große Moschee, in diese dürfen aber wohl nur Muslime und deshalb konnten wir sie uns nicht genauer anschauen, sorry Haleem. Aber auch rings um die Moschee und auf dem Weg dorthin und zurück gab es wieder massig Ramsch zu kaufen. Die interessante Frage wäre gewesen, ob das wirklich alles Fake ist, was dort angeboten wird. Von der klassischen Rolex über beats-Kopfhörer bis zum Beckham Trikot war alles dabei. Populäre Bayern-Trikots in Asien sind übrigens Robben und Götze. Interessante Auswahl.
Auf unserem Weg zurück ins Hostel konnten wir noch zwei berühmte Gebäude von Xi’an im Dunklen bewundern. Den Drum-Tower (links) und den Bell-Tower. Im Bell-Tower wurden früher morgens die Glocken geläutet, wenn die Leute aufstehen und zur Arbeit gehen mussten. Und im Drum-Tower wurde zur Feierabendzeit getrommelt, damit die Leute wussten, dass sie nach Hause gehen können. Das war in einer Zeit bevor es hier Uhren gab. Die Türme stammen aus der Ming-Dynastie, die wohl überall wie Bekloppt solche Türme und Stadtmauern wie in Xi’an gebaut hat. Fragt mich nicht wann Ming war, könnt ihr bei Wikipedia nachschauen.
Abends ging es dann nochmal ein bisschen raus zum Karaokesingen. Conny blieb mal zuhause, ihr ging es noch immer nicht besser und Ruhe und Schlaf sind glaube ich das Beste was man in so einer Situation tun kann. Schlaf kam in den letzten Wochen eh zu kurz. Also los zum Karaoke, nur zwei Straßen weiter.
In China hat man kein Karaoke im Kneipenraum wie in Deutschland sondern in separierten Privaträumen und genau so einen hatten wir dann auch. Der war relativ gemütlich und hatte einen großen Fernseher samt Karaokeanlage. Die Getränke musste man sich in einer Art Kiosk auf dem Flur kaufen und sie wurden dann von einem Kellner in den Raum gebracht, das war ein wenig strange. Bei uns gab es in erster Linie Budweiser und Jack Daniels + Cola. Es gab aber auch Klosterbräu, wozu ich mir als Deutscher viele Kommentare anhören musste War aber alles schweineteuer wie ich gerade mit einem Blick ins Portmonnaie feststellen muss.
Wir haben dort dann die großen Karaoke-Klassiker geträllert und ein bisschen gefeiert. Das war etwas ungewohnt, da es betrunken als nicht-native-speaker nochmal ein bisschen schwerer ist, sich mit allen zu unterhalten. Aber insgesamt hat das klasse geklappt und nach dem 5. Bier war es dann auch egal. Insgesamt haben wir glaube ich eine tolle Truppe erwischt hier, nur etwas viele sind wir momentan. In Beijing werden wir aber wieder weniger. Bis dahin sind es noch 3 Tage. Vorher kommt noch ein Aufenthalt auf einer Farm und ein Besuch im Shaolin Tempel. Mal schauen, wie das dort mit wifi ausschaut.