China–Qin Ling Mountains und Shaolin
Xi’an hat uns beiden echt super gefallen und wir hätten hier gerne noch einen weiteren Tag verbracht. Unser Reiseplan ist allerdings unerbittlich und sieht für heute die Abreise vor. Es geht für eine Nacht in die Qin Ling Mountains und dort zu einer einfachen Farm, wo wir noch das China erleben konnten,welches vor den Jahren des großen Booms fast überall existierte.
Da die Karaokenacht am Vortag etwas ausgeartet war, herrschte im Bus zunächst einmal die schlimmste Katerstimmung, und die kurvenreiche Strecke in das Gebirge tat das seiniges zum Befinden der Gruppe bei. Der Weg wurde immer schmaler, sodass unser Bus schließlich nicht weiter fahren konnte und wir den Rest (etwa 1,5km) dann zu Fuss bewältigen mussten. Angekommen an dem kleinen Hof wurde wir von einem sehr knuddelbedürftigen, flauschigen Wachhund begrüßt, dessen Lieblingsbeschäftigung offenbar Sonnenbaden war. Sehr knuffig.
Das ganze gestaltete sich dann wirklich sehr bodenständig, die Schlafräume waren nicht beheizt, die Betten bestanden aus Holzplatten mit einige Laken und Bettzeug. Da wie das Upgrade gebucht hatten, konnten wir in ein bequemeres Zimmer, auch ohne Heizung, dafür mit richtigem (also kein Plums-) Klo. Zur Stärkung gab es dann erstmal ein liebevoll zubereitetes Mitagessen, bestehend aus Kanninchen, grünen Bohnen, Rührei, einem sensationellen Kürbis, Sojasprossensalat und vielem mehr. Sehr köstlich.
Da ich noch immer krank bin, wollte ich den Nachmittag einfach nur damit verbringen, die Sonne zu geniessen und mich auszuruhen. Der Großteil der Gruppe hingegen machte sich auf, zu einem Wasserfall zu wandern, der aber wohl um diese Zeit kein Wasser mehr führt, und sind dann noch ein wenig durch die Gegend gewandert. War wohl nicht so der Knaller, aber Marcus konnte einige schöne Aussichten genießen. Hier ist es etwa wie in Deutschland momentan, also Herbst, mit kalten Nächten.
Sobald die Sonne verschwunden war, wurde es dann auch entsprechend kalt, – und zwar richtig. Das ausgezeichnete Abendessen konnte daran auch nur wenig ändern, – wohl aber das entzündete Lagerfeuer, um das sich schließlich alles scharte, um zunächst ein kleines Feuerwerk zu bestaunen und dann eine Runde Scharades zu spielen (sowas wie Tabu nur mit Pantomime). Dabei wurden wir natürlich völlig durchgeräuchert aber wenigstens mussten wir nicht frieren. Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass wir in den Bergen endlich mal einen schönen Sternenhimmel sehen würden,- immerhin hatten wir das erste mal in China richtig blauen Himmel am Nachmittag gehabt (kein Smog), aber so richtig war dies nicht der Fall. Wahrscheinlich waren wir einfach noch nicht weit genug von den dichtbesiedelten Gebieten weg. Da wir am nächsten Morgen bereits um 5 Uhr wieder die Farm verlassen mussten ging es dann für alle, *** eingepackt, recht früh ins Bett.
Der Wecker klingelte dann auch am 4:30. Fies. Dennoch aus den Betten gequält und mit dem Bus zurück nach Xi’an, wo wir in einen Fernbus nach Dengfeng gestiegen sind. Leider kein privat gecharteter Bus, sondern ein ganz normaler. Entsprechend schäbig war das ganze, wenig Platz, alles ziemlich versifft, Naja, sechs Stunden Fahrt sind wohl auszuhalten, vor allem mit Snickers . Wo zunächst von der lautstarken Busbegleiterin noch penibel überprüft wurde, ob auch alle angeschnallt sind (mit einem an den Verschluss geknoteten Sicherheitsgurt), wurden dann aber, obwohl der Bus mit uns und Einheimischen komplett besetzt war, noch weitere 4 Passagiere aufgenommen, die auf Metallhockern und einem Plastikeimer im Gang Platz nahmen. Nun ja.
Wir waren dann nicht traurig, als wir in Dengfeng in unserem Hotel ankamen und sogleich mit einem Mittagessen begrüßt wurden. Danach kurz unter die Dusche, bevor es zu einem Waisenheim ging, in dem Shaolin Kung Fu gelehrt wird ( und zwar ausschließlich, nichts anderes, nicht mal lesen und schreiben). Kung Fu bedeutet übrigens nichts weiter, als das man in einer Sache Perfektion erlangen will. Ambitionierte Köche praktizieren also Koch Kung Fu . Es gab zunächst eine Show für uns, in der die Kinder uns so zeigten, was sie drauf hatten, und das war schon unglaublich. Neben den gymnastischen Elementen mit und ohne Speer und Schwert, wurden Steine mit der bloßen Hand zertrümmert, Metallstücke mit dem Kopf zetrümmert und ein Nagel durch eine Glasscheibe geschlagen, ohne diese zu Bruch zu bringen, aber einen dahinter befindlichen Luftballon zerplatzen zu lassen. Fazinierend, wie auch der junge Mann, der einen Handstand auf zwei Fingern praktizierte. Das tat schon beim Zugucken weh. Im Gruppenfoto hat sich auch wieder der kleine Maulwurfn eingeschlichen!
Im Anschluss bestand die Möglichkeit, sich selbst einmal in einigen Kung Fu Übungen zu versuchen. Marcus hat dies dann auch gleich mal versucht und,- gar nicht so einfach. Die Übungen verlangen eine enorme Koordination, insbesondere wenn Speer oder Säbel hinzukommt. Sah trotzdem ganz passabel aus . Bei Dunkelheit gehen die Kinder ins Bett, daher sind auch wir wieder gen Hotel aufgebrochen, wo es nach dem üppigen Abendessen nun nur noch heißt: Ausruhen, Bloggen, Schlafen. Morgen geht es zum Shaolin Tempel, das wird sicherlich auch spannend!