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Cambodia–Killing Fields und S21-Gefängnis

Gut erholt und etwas spät erwachen wir in userem Hostel in Phnom Penh. Die Zimmer hier im Eighty8-Hostel sind sehr basic aber total sauber, gar nicht mal so klein und top klimatisiert. Wir hatten heute auch nicht so richtig Lust, uns ein lokales Frühstück zu suchen und so blieben wir einfach mal im Hostel und hatten “Western Breakfast”. Conny mit einem 1A-Früchtemüsli und ich mit zwei Scheiben Toast und Erdbeermarmelade. Muss auch mal sein. Neben dem Pool macht Frühstücken gleich doppelt so viel Spaß.

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Bereits am Vorabend hatten wir uns ein Tuk-Tuk für den heutigen Tag bestellt, welches uns durch die Stadt kutschiert. Das kostet hier 18 US-Dollar für etwa den halben Tag. Unsere Ziele für den heutigen Tag: Die sog. “Killing Fields” und das Gefängnis “S21”, also alles andere als schöne Themen, aber da müssen wir durch, immerhin wollen wir ja schon etwas über die Geschichte Kambodschas erfahren. Also auf in den krasse Kambodschanischen Straßenverkehr.

Auf dem Video sind wir noch auf einer ruhigeren Strecke unterwegs. Hinterher war es dann eher eine Staub- und Matschpiste voller Schlaglöcher. Richtig übel. Die “Killing Fields” sind etwa 14 Kilometer von unserem Hostel entfernt und somit auch leicht außerhalb Phnom Penhs, denn so richtig groß ist die Stadt hier nicht und zudem arg ländlich.

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Unser Driver konnte ein wenig Englisch und war ein relativ umsichtiger Fahrer, wir wurden von einigen TukTuks überholt, die deutlich krasser unterwegs waren. Einige davon auch mit bleichen westlichen Touristen wie wir, viele andere aber auch mit Einheimischen, die zahlen aber etwas weniger.

Allen, die zart besaitet sind oder Kindern die hier mitlesen empfehle ich, den Rest dieses Artikels nicht zu lesen. Die Vergangenheit Kambodschas ist unglaublich grausam und traurig. Und wenn ich dabei schon Tränen in den Augen habe, ist das vielleicht nicht das Richtige für alle Leser.

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Als wir dann nach etwa einer Stunde an den Killing Fields waren, verabredeten wir mit dem TukTuk-Driver, dass er im Restaurant um die Ecke auf uns wartete und wir sind dann in Richtung Killing Fields gelaufen. Die “Killing Fields” war einer der Ort, an dem zu Zeiten der “Khmer Rouge”, also der roten Khmer, hier in Kambodscha der Massenmord am eigenen Volk verübt wurde. Hier wurden die Männer, Frauen und Kinder hinverfrachtet, wenn sie getötet werden sollten. Vor nicht einmal 40 Jahren. Dementsprechend viel sieht man an diesem üblen Ort auch noch von den damaligen Verbrechen.

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Auf dem Gelände existieren einige Massengräber, die auch  heute noch abgesperrt sind und die nicht betreten werden dürfen, da dort immernoch hin und wieder Zähne, Knochen oder Kleidung an die Oberfläche kommt, gerade nach heftigen Regenfällen. Ziemlich krass. Überall standen auch Schilder mit der Bitte, keine Überreste aufzuheben, das hatten wir aber eh nicht vor.

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Man konnte das Gelände mittels eines Audio-Guides selber erkunden und auf diesem Guide wurden einem Hintergrundinfos zum Gelände gegeben, aber auch einige Geschichten von Personen, die dem Morden hier entkommen sind. Das sind allerdings herzlich wenige. Irgendwo stand auf einem Schild sinngemäß “Wunder gab es an diesem Ort nicht”.

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Am meisten bewegt hat mich der “Killing Tree”. Hierbei handelt es sich augenscheinlich um einen normalen Baum. Dieser wurde jedoch früher dazu verwendet, Babies vor den Augen ihrer Mütter umzubringen. Oftmals dadurch, dass die Babies an ihren Beinen gehalten und mit dem Kopf gegen den Baum geschlagen wurden. Entsprechend viel Gehirn, Blut und Haare waren wohl früher an diesem Baum zu finden. Eine grausame Vorstellung. Ein Khmer-Sprichwort sagt wohl sowas wie: Wenn du das Gras loswerden willst, musst du auch die Wurzeln ziehen.

Keiner der hier gestorben ist, wurde übrigens erschossen. Munition war zu wertvoll. Stattdessen wurden die Menschen hier erschlagen, zerstückelt oder aufgespießt. Meistens kniend vor ihrem Grab und in der Nacht. Das letzte was sie dabei hörten war angeblich das Geräusch eines Dieselgenerators der musikalische Beschallung mit revolutionären Liedern ermöglichte. Zynisch.

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Gefunden wurden hier in den Gräbern Überreste von fast 9.000 Menschen. Das ist insofern schockierend, als dass die Khmer Rouge für nur 3 Jahre an der Macht waren in Kambodscha und in dieser Zeit bis 3 Millionen Landsleute, das sind über ein viertel der damaligen Bevölkerung, umgebracht haben. Heute prägt eine Gedenkstätte das Gelände, in Form eines großen Turms in dem etwa 5.000 menschliche Schädel aus den Gräbern aufbewahrt werden. Für diese Schädel wurden Recherchen durchgeführt, wer sie waren, wie sie starben und wer ihre Angehörigen sind. Man darf den Turm betreten und sogar Fotos machen, was auf den ersten Blick etwas krass ist wie ich finde.

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Ich habe relativ lange überlegt, ob ich die Gräber, die Schädel oder den Killing Tree fotografiere oder hier poste. Da ich aber vor diesem Tage keine Ahnung über das Ausmaß der Brutalität hier in Kambodscha hatte, habe ich mich dazu entschlossen, euch diese Bilder nicht vorzuenthalten. Ich finde es schockierend, dass in Deutschland kaum jemand über das Ausmaß der Unmenschlichkeiten hier Bescheid weiß. Ich hoffe meine Motive sind halbwegs nachvollziehbar und regen dazu an, vielleicht den ein oder anderen Wikipedia-Artikel zu studieren (hier zum Beispiel) und die stabilen Zustände in Deutschland wertzuschätzen. Wir tun das definitiv.

Was genau die Khmer Rouge so vorhatten, lest ihr am besten auch bei Wikipedia nach. Grob erklärt ging es darum einen reinen Bauernstaat zu errichten. So wurden alle Menschen aus Städten vertrieben und mussten auf dem Land in Sklaverei-ähnlichen Zuständen arbeiten. Die Bildungselite wurde vertrieben oder getötet und zu “Bildungselite” zählte quasi jeder der eine Fremdsprache sprach oder eine Brille trug.

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Schwermütig geht es weiter mit unserem TukTuk zum Gefängnis “S21”. Während die Menschen in den Killing Fields getötet wurden, wurden sie zumeist vorher inhaftiert und gefoltert, das erfolgte zum Beispiel in “S21”.

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Vormals war dieses Gefängnis eine Schule,-ironisch wenn man bedenkt, dass die Bildungeliten mit die ersten waren, die in diesem Gefängnis landeten. Viele Schulräume wurden mittels Holz und Ziegelsteinen in viele Einzelzellen unterteilt. Dort wurden weniger interessante Menschen an Ketten eingesperrt, lediglich mit einem Metallkannister für ihre Notdurft. Auch in großen Klassenräumen wurden Menschen zu mehreren eingesperrt, auf engsten Raum zusammengepfercht und mit Metallketten aneinandergekettet. Bei wenig Reissuppe und katastrophalen hygienischen Bedingungen warteten sie auf ihre Befragung. In den unteren Klassenräumen befanden sich die Zimmer für die “VIPs”, in denen stand dann nur ein Bett. Hier wurden die Menschen dann auch grausam gefoltert, mittels Waterboarding, Elektroschocks, Fingernägelziehen und Verstümmelung bis sie ein Geständnis von sich gaben.

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Diese Geständnisse waren oft nicht einmal wahr, aber ein Entkommen gab es nicht. Wurde jemand verdächtigt und kam ins Gefängnis, so kam die komplette Familie mit, da die Khmer Rouge Angst vor Rache hatten. Verdächtig war man schon, wenn man zur spät zur Arbeit kam. Mit dem Geständnis war auch das weitere Schicksal besiegelt und man wurde zu den Killing Fields gebracht.

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Alle Häftlinge von S-21 wurden säuberlich fotografiert und dokumentiert,- die Fotos sind in den Ausstellungsflächen zu sehen. Viele junge Gesichter, viele, die unbedarft und unwissend aussehen. Bei der Befreiung des Gefängnis fand man noch 14 Leichen,- und 7 Überlebende. 7! Diese hatten alle Kenntnisse, die ihr Überleben sicherten: Mechaniker, Fotografen, Künstler.

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Auch Fotos derjenigen waren zu sehen, die dieses Gefängnis betrieben haben. Diese waren kaum älter als 30, manche gar erst 20. Pol Pots Schergen waren in der Regel Kindersoldaten, Bauernkinder ohne geringste Bildung, denen einfach einzureden war, dass die Städter und diejenigen mit Bildung an ihrer Armut Schuld trugen. Der allergrößte Teil von ihnen lebt heute noch,- unerkannt, und wurde nie zur Rechenschaft gezogen. Es gibt zwar mittlerweile eine Tribunal, das die noch lebenden Verantwortlichen wegen diverser Verbrechen gegen die Menschlichkeit anklagt, diese sind jedoch “nur” die Mitglieder des Führungszirkels, alle mittlerweile sehr alt und krank und kaum noch zur Verhandlung fähig. Der Leiter von S-21 und den Killing Fields bei Phnom Penh ist bisher der einzige, der verurteilt wurde. Die UN vergab an die roten Khmer übrigens noch bis Anfang der 90er einen Sitz, weit über 10 Jahre nach dem Sturz der roten Khmer, die danach einen Guerillakrieg weiterführten, und nachdem die Massengräber und der Völkermord längst bekannt waren.

Die ganzen Eindrücke mussten wir erstmal verdauen und so ging es um etwa 15 Uhr zurück zum Hostel. Dort haben wir uns lange über die ganze Geschichte Kambodschas unterhalten, ein bisschen Wasser zu uns genommen (wir waren ziemlich dehydriert) und die ganze Geschichte hier verbloggt. Schwerer Stoff auf jeden Fall. Der Hunger kam dennoch irgendwann wieder und wir wollten nicht so recht nochmal in unserem Hostel essen und so gingen wir raus auf die Straße. Wir hatten vorher ein bisschen bei TripAdvisor geschaut, welche Lokale hier gute Bewertungen haben und eines ist wohl direkt hier um die Ecke also los gehts.

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Gefunden haben wir es leider nicht, dafür ein anderes schönes. Der Inhaber ist französischsprachig und die Karte ist sowohl französisch als auch khmer (kambodschanisch). Conny hatte nochmal ihren Amokfisch und ich hatte ein ziemlich enttäuschendes Chicken Curry. Ich hatte ja gehofft, wir hätten die Zeiten der Knochen und Innereien mit China hinter uns gelassen, leider jedoch nicht. Verdammt.