Köthi vs. USA 2011 – Day 17
Ein wenig gerädert, dafür aber Bär-Frei wachen wir morgens in unserem Zelt auf. Die durchrödelnde Heizung hat das ganze Ding über Nacht langsam aber stetig auf gefühlte 40°C erhitzt. Puh. Conny hat nochmal deutlich weniger Schlaf als ich bekommen, durch ihre super-geschärften Sinne hat sie stets versucht potenzielle Bären zu hören, riechen, sehen, schmecken oder irgendwie anders wahrzunehmen. War aber keiner da. Auch unser gesamtes Essen im Bear-Proofed-Locker und das Auto waren unversehrt. Cool. Also schnell alles zusammengepackt und erstmal auf die Suche nach Waschmöglichkeiten gemacht, immerhin sahen wir aus wie Amy Winehouse und Pete Doherty nach einer durchzechten Woche. Kein schöner Anblick. Wir mussten relativ schnell feststellen, dass so ziemlich alle Restrooms noch geschlossen sind, da die richtige Season im Yosemite erst im Mai beginnt. Nach kurzer Suche fanden wir ein wenig weiter weg von unserem Zelt dann auch eine Waschmöglichkeit. Bestimmt ein cooler Anblick, wie Conny und ich völlig fertig jeweils mit einem kleinen Kulturbeutel über den Zeltplatz geirrt sind.
Nach einer kurzen Katzenwäsche sahen wir gefühlt etwas besser aus, unsere Umwelt betrachtete uns jedoch weiterhin skeptisch. Egal. Schnell die gepackten Taschen ins unversehrte Auto gepackt und ausgecheckt bei Herrn Wagner, der beim Blick auf meinen Nachnamen anfing über deutsche Nachnamen zu philosophieren und mir zu einer Namensänderung riet. Ich lehnte ab und wir fuhren los. Eigentlich wollten wir nochmal kurz beim Visitors Center vorbeischauen und nochmal nachfragen, wo wir die berühmten Sequoia-Trees finden, die dicken quasi. Das Visitors Center hatte allerdings noch zu, es war grade mal 08:30 Uhr, und so mussten wir uns so auf den Weg machen.
Wir haben auf dem Weg auch immer mal wieder drauf geachtet, ob wir eine Abzweigung zu den Groves sehen, wo die großen Bäume stehen, haben aber nur zugeschneite Zufahrtsstraßen vorgefunden, die nur mit Schneeketten befahrbar sind. Schneeketten konnte man übrigens an jeder Ecke kaufen. Tanken hingegen konnte man eine ganze Weile nicht, weswegen unser Tank auch ein wenig leer war als wir glücklich in die nächstgelegendste Tankstelle einbogen. Normalerweise kann man an der Zapfsäule mit Kreditkarte unter Angabe seines US-ZIP-Codes oder aber per Prepay im jeweiligen Shop tanken, weswegen wir mangels ZIP-Codes stets in den Shop gehen. An dieser Tanke jedoch kam Conny relativ schnell wieder zurück zum Auto, worauf sich folgender Wortwechsel ereignete: “Hat zu, was nun?” – “öh. Wann macht sie denn auf?” – “In nem Monat?” – “Schlecht”.
Es stellte sich heraus, man muss garnicht überall seinen ZIP-Code angeben. Praktisch. Konnten wir also an der Säule zahlen. War zwar etwas teurer, aber dafür waren wir mal wieder vollgetankt. Kurze Zeit später waren wir auch schon wieder raus aus dem Yosemite Nationalpark, eigentlich bräuchte man mehrere Tage hier. Wir haben jetzt an etwa 2 Tagen nichteinmal ansatzweise das Yosemite Valley abgearbeitet, was nur einen winzigen Teil des Nationalparks darstellt. Direkt an den Yosemite schließt sich der Stanislaus National Forest an. Na toll, noch mehr Natur! Aber deutlich weniger felsig und auch nicht so groß. Vom “Rim of the Word”-Aussichtspunkt haben wir uns das Ganze auch nochmal angeschaut.
Hier haben wir nicht nur die Aussicht genossen, sondern auch mal unser Auto bei Licht betrachtet. Es sieht ganz schön siffig aus. Überall Schmutz und Schlamm. Weiß einer wie das mit Mietwagen ist? Muss man die Innen oder Außen sauber machen, bevor man die wieder abgibt? Nicht dass wir noch eine Strafe kassieren oder so. Er sieht nämlich echt schon fies aus, der gute Dodge.
Was nun folgte waren wieder viele Straßen und vorallem auch viele Kurven und viele Höhenmeter. Aus dem Yosemite raus schraubt man sich erstmal ein ganzes Stück nach oben, um über die Berge zu kommen und hinterher halt wieder runter. Das Ganze hat Conny nicht so gut getan, die war ja noch ein wenig verschnupft und hatte fiese Probleme mit dem Druckausgleich in den Ohren. Aus dem Grund haben wir dann auch mal kurz einen Fahrerwechsel vollzogen und ich habe den Rest des Weges in meiner zügig-rasanten Fahrweise bestritten. Conny gehts inzwischen auch wieder gut, ein paar mal Gähnen und eine Nacht in San Francisco und schon war das Ohr wieder frei.
Auf dem Weg haben wir noch Stopp in einem Wal-Mart gemacht. Wenn man schonmal in Amerika ist muss man ja eigentlich mal im Wal Mart gewesen sein. Wir haben zwar nicht viel gekauft, ein wenig Cola hauptsächlich, aber wenigstens einmal drin gewesen. War auch sehr cool insgesamt, Conny hat es ein bisschen an den Real,- in Deutschland erinnert, weil man echt alles bekommt. Ich fand die Pfadfinderinnen vor der Tür cooler, die Cookies verkauft haben. Aber gekauft haben wir keine, könnten ja Roboter sein (Despicable Me lässt grüßen). Witzig fand ich auch noch den “Red Light Violation Fine” von 436 $, weil die Zahl so komisch ungrade ist.
Dann haben wir uns über die San Francisco Bay Bridge nach San Francisco hineingearbeitet und in unserer Travelodge eingecheckt. Zwei Nächte bleiben wir insgesamt hier. Leider. Ich wäre gerne länger hier, schließlich ist San Francisco meine Lieblingsstadt. Beim Einchecken an der Rezeption fiel Conny auch erstmal auf, dass die Uhren völlig falsch gingen die dort hängen und die Zeiten aus aller Welt anzeigen. Aber nicht nur die Stunden waren völlig falsch, auch die Minuten waren absolut unterschiedlich. Faszinierend.
Wir haben uns im Hotel dann noch für eine CitySightseeing-Tour entschieden, die eigentlich 48 Stunden, im Winter aber 4 Tage gültig ist für so typische Hop-On-Hop-Off-Busse. Konnte man wie gesagt in der Travelodge kaufen, womit die gesamte Belegschaft (alle Inder) völlig überfordert waren, uns aber anschließend mit einem kleinen Zettel in Richtung Fisherman’s Wharf losgeschickt haben. Früher oder später musste uns ja auch ein kleines Missgeschick passieren und so war dieser Zettel nach etwa 6-7 Blocks weg. Futsch. Futschikato. Mist. Also zurück und die Hotelbelegschaft nochmal überfordert und mit einem weiteren Zettel wieder losgelaufen. Und dann… da… auf dem Parkplatz links… da liegt was… nen Zettel… NEIN! Doch! Da lag er, jetzt hatten wir zwei. Also schnell zum Wharf, mit einem der Zettelchen unser Ticket gelöst und noch ein wenig umhergewandert. Das Sightseeing-Unternehmen bot auch eine Night-Tour an, die um 18:30 abfährt, die wollten wir direkt mal mitnehmen, uns blieb dadurch aber nicht viel Zeit zum rumgucken. Also schnell einmal an den Piers entlang und ein kurzes Foto von Alkatraz.
Hunger hatten wir auch ein wenig, nachdem wir festgestllt haben, dass wir den ganzen Tag nicht wirklich was gegessen hatten. So richtig was gutes fanden wir auf die Schnelle nicht, also einfach mal in den nächsten Grocerie-Store und den im Telefonat befindlichen Besitzer mit unserem Anliegen konfrontiert. Klar kann der helfen! Er hat da irgendwie so ne Hack-Tasche am Start, ob er die kurz in die Mikrowelle schmeißen soll. Klar, gute Idee! Hat er dann auch gemacht. Mit Plastikfolie. Krass. Das ganze Ding war dann auch garnicht mal so lecker, Conny hat nur den Rand gegessen, ich die fiese Hackfüllung. Und dann gings oben auf den Oben-offenen Tourbus.
Die ganze Tour dauerte etwa 90 Minuten, haute uns aber beide nicht so vom Hocker. Dafür gab sie uns eine grobe Orientierung in San Francisco, was uns am folgenden Tag noch helfen sollte. Außerdem gab es vom Narrator noch den Ein oder Anderen Tipp was Speisen und Restaurants angeht. Ebenfalls praktisch für den nächsten Tag. Gegen Ende der Tour mussten wir dann auch feststellen, dass wir viel zu kalt angezogen waren. San Franciscos Nächte werden dann doch deutlich kühler als L.A. oder Bakersfield. Die liegen ja auch beide südlicher. Wir flüchteten dann jedenfalls ins untere Stockwerk des Busses, unter spottenden Kommentaren des Reisetypen.
Nach der Tour ging es dann noch kurz zu Subways, da wir noch ein wenig hungrig waren und dort trafen wir auf den vermutlich unmotiviertesten Mitarbeiter der Welt. Während er nur die ein oder andere Frage nuschelnd zwischen den Lippen rausdrückte, war er in seinem Innersten bstimmt absolut Sauer auf seinen Job und jeden Extrawunsch den wir so hatten: “JALAPENOS?! ICH GLAUBS NICHT! ICH HAU EUCH DIE DINGER GLEICH UM DIE OHREN! *** JALAPENOS!!! ICH HASSE SANDWICHES!” Something like that.
Mit Sandwich, den ersten Eindrücken von San Francisco und leichter Müdigkeit ging es dann zurück in unsere Travelodge. Es gibt davon auch zwei in unserer Straße, der Lombard Street, von denen unsere die am weitesten entfernte ist. Mist!