Köthi vs. Mediacenter Madness – Teil 3
Im dritten Teil meiner kleinen “Mediacenter Madness”-Reihe schaue ich mir heute mal die nächste Mediacenter-Lösung an. Ich habe beschlossen, insgesamt noch zwei Lösungen vorzustellen und mache dieses mal den Anfang mit dem “XBMC”. "XBMC ist natürlich eine Abkürzung und steht für “XBox Media Center”.
Bilder
Die Verwaltung von Bildern funktioniert im XBMC auf Basis der Order in dem die Bilder liegen. Mit Tags oder gar Geotags kann das XBMC nichts anfangen. Für die einzelnen Ordner werden jeweils 4 Bilder als Vorschau angezeigt.
Ich kann in einem Ordner die Bilder einzeln betrachten oder den gesamten Ordner als Slideshow anzeigen lassen. Außerdem kann nich nach Bezeichnung, Dateigröße und Aufnahmedatum sortieren. Wie im Windows Mediacenter geschieht auch dies mit musikalischer Untermalung, wenn ich zuvor einen Song starte. Insgesamt muss man von einer state-of-the-art Bilderverwaltung jedoch wieder mehr verlangen. Das Einbinden von Online-Diensten, die Bewertung von Fotos oder eben die bereits angesprochene Verwendung von Tags wären da zu nennen. Einige Funktionen könne über Add-ons nachgerüstet werden, dazu aber später mehr. Über die etwas plumpe Bedienung lasse ich mich mal später aus. Was in der Bildverwaltung im Gegensatz zum Mediacenter möglich ist, ist das Wählen von verschiedenen Ansichten, so könnte ich Bilder auch einfach in einer Listenansicht darstellen.
Musik
Die Musikverwaltung sortiert die importierte Musik erwartungsgemäß entsprechend der in den id3-Tags hinterlegten Alben. Die Albencover werden nebeneinander dargestellt und fungieren als Order. Hinter dem entsprechenden Cover verbergen sich die dazugehören Songs. Die Albencover werden größtenteils erkannt. Die Alben kann ich wiederum nach Bezeichnung, Dateigröße und Datum sortieren.
Das Verwalten von Playlists oder das spontane zusammenstellen einer Queue wird soweit ich gesehen habe nicht unterstützt, was meiner Meinung nach eine Grundfunktion bei der Musikverwaltung darstellt. Auch die Bewertungsfunktionen oder die Möglichkeit ein Album direkt zu brennen wie im Windows Mediacenter sucht man vergebens. Also wirklich nur die absoluten Grundfunktionen für Musik. Ebenso wie bei Bildern habe ich allerdings auch die Möglichkeit, mir die Musik in unterschiedlichen Sichten anzuzeigen.
Filme
Die Movieverwaltung ist eine der Stärken des XBMC. Es erkennt Film-Dateien wie auch eingelegte DVDs automatisch anhand der Verzeichnis- oder DVD-Bezeichnung und lädt im Hintergrund entsprechende Informationen aus diversen Film-Datenbanken aus dem Internet (darunter imdb.com). Wird ein Film mal nicht erkannt, kann dieser auch manuell einem Film aus den Datenbanken des Internets zugewiesen werden. Die Informationen zu den Filmen kann man ebenso wie das zugehörige Film-Plakat in diversen Ansichten betrachten und sich über den Film informieren – zum Beispiel über die Laufzeit - bevor man ihn schauen möchte.
Im Hintergrund des Menüs wird jeweils ein “Movie-Art” zum jeweils gewählten und hervorgehobenen Film angezeigt, was die Auswahl des Abendlichen Kinovergnügens schon sehr atmosphärisch macht. Auch technische Infos bekomme ich zum Film, wie z.B. dessen Auflösung oder ob der Sound in Dolby 5.1 zur Verfügung steht. Very Important! Man hat darüberhinaus die Möglichkeit die Filme nach verschiedenen Merkmalen zu kategorisieren, dafür verlässt man jedoch die schicke “Library”-Ansicht und klickt sich durch Listen um den Film nach Genre, Darsteller oder Jahr auszuwählen. Besser als nichts. Prinzipiell bietet die Movie-Verwaltung jedenfalls eine ganze Menge mehr als im Windows Meida Center.
Serien
Na endlich! Eine Mediacenter-Software mit Serienverwaltung. Darauf habe ich ja nur gewartet. Ich bin ja schon seit längerem ein kleiner Serien-Junkie, so dass sich auch bei mir die ein oder andere Staffel angesammelt hat. Das XBMC erkennt Folgen von Serien, die im Dateiformat vorliegen und lädt wie bei den Filmen alles nützliche zu der jeweiligen Folge, der zugehörigen Staffel und der passenden Serie von diversen TV-Show-Datenbanken herunter. Das XBMC zeigt in der Serienansicht zunächst mal eine Liste aller Serien sowie ein Bild des Cast und eine kurze Beschreibung für die jeweils gewählte Serie, wähle ich eine entsprechende Serie aus, habe ich anschließend noch die Wahl zwischen den einzelnen Staffeln, die natürlich auch jeweils mit dem Cover der jeweiligen Season-DVD angezeigt werden.
Erst nach der Wahl der Staffel sehe ich die einzelnen Folgen und hier dann auch ein Preview-Picture aus der Folge. Informationen zur Staffel bekomme ich allerdings erst durch eine Funktion im Kontextmenü. Auch die Serienverwaltung bietet diverse Sichten auf die Serien, die sich aber alle nicht viel nehmen. Die Serienverwaltung bietet aber locker mal 100% mehr als das Windows Media Center und ist meiner Meinung nach neben der Filmverwaltung das Herz des XBox Media Centers. (By the way: Die Regeln, wonach eine Serie als solche erkannt wird, sind gut dokumentiert und können auch angepasst werden. Üblich sind Regeln wie beispielsweise “S01E01” oder “101” oder “1x01” oder sogar “1xPilot” für die erste Folge der ersten Staffel.)
Fernsehen & Recording
Von einer der größten Stärken des XBMC kommen wir direkt zur vielleicht größten Schwäche: Eine Fernsehfunktion und dann natürlich auch Aufnahmefunktionalitäten sucht man im XBox Media Center vergebens. Das Programm ist ausschließlich auf die Wiedergabe von Medien spezialisiert, die auf Speichermedien vorliegen. Da ich persönlich derzeit keine Fernsehkarte im Betrieb habe, macht mir das relativ wenig aus, sucht man aber eine ganzheitliche HTPC-Lösung ist eine Fernseh-Funktion eigentlich unverzichtbar, sonst holt man sich direkt weitere Set-Top-Boxen ins Haus und sei es nur ein HD-Receiver oder ein Festplattenrecorder.
Web Radio
Web Radios werden wie auch schon beim Windows Media Center nicht nativ unterstützt. Ebenso wie beim WMC gibt es auch beim XBMC diverse Add-ons mit denen sich einige Funktionalitäten nachrüsten lassen, wie beispielsweise auch lastfm. Diese lasse ich jedoch bei der Bewertung mal außen vor. Mal ganz abgesehen davon, dass die Installation sehr frickelig ist. Somit also eine weitere Nullrunde für das XBMC.
Usability
Das XBMC ist bemüht hübsch zu sein. Es ist bemüht eine konsistente und intuitive Navigation auf den TFT zu zaubern aber so ganz möchte das an einigen ecken noch nicht gelingen. Die etwas unspektakuläre Grafik oder die vielen schnöden Listen-Menüs sind definitiv nicht Champions-League-Niveau und können also mit dem Windows Media Center nicht mithalten. Wir meckern aber auf hohem Niveau, insgesamt ist das XBMC hübsch anzusehen und alles ist hochauflösend und auf den TFT angepasst. Wem das alles nicht so gefällt, der hat hier dann auch die Möglichkeit sein eigenes Theme zu entwerfen, was wir beim WMC ja noch vermisst haben.
Es sind auch einige Themes verfügbar, vom Hocker gerissen hat mich allerdings noch keines. Ein Grund für die grafische eingeschränktheit könnte die Plattformunabhängigkeit sein, die ich in diesem Test einfach mal positiv bewerte, auch wenn ich nur nach einer Windows-Lösung suche. Das XBMC kann auf Windows, Linux, dem Mac, dem Apple-TV oder sogar auf der XBox (daher der Name) verwendet werden. Das Programm ist schon seit 2002 in der Entwicklung und dafür könnte man an einigen Stellen etwas mehr erwarten. Wie bereits erwähnt ist z.B. die Add-On-Verwaltung sehr frickelig. Add-ons (oder auch Themes) werden direkt aus einem SVN-Repository heruntergeladen.
Quellenverwaltung und Bibliotheken
Aufgrund der Plattformunabhängigkeit ist die Quellenverwaltung beim XBMC von Windows entkoppelt. Es können Quellen für Musik, Bilder, Movies und TV-Shows hinterlegt werden. Zu jedem Typ auch mehrere Verzeichnisse oder Netzwerkfreigaben. Ich muss bei Filmen und Musik jedoch die Datenbank angeben, in der die entsprechenden Hintergrundinformationen gesucht werden sollen, wieder für den einfachen Nutzer etwas frickelig, aber für den Pro natürlich super.
Formate
Das XBMC unterstützt allerlei Film- und Audioformate von Haus aus und nutzt dabei nicht die unter Windows installierten Codecs. Die gängigsten Formate sind eh dabei und auch neuere Container wie mkv werden unterstützt. Wenn jemand mal ein Format findet, dass nicht unterstützt wird, kann er sich gerne melden, denn das ist der einzige Fall in dem das XBMC, anders als das WMC, ernsthaft in die Klemme geraten würde. Dafür gibt es hier die 64-Bit problematik nicht, das XBMC ist ein 32-Bit-Programm.
Punktwertung
Bilder |
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Musik |
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Filme |
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Serien |
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Fernsehen & Recording |
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Web Radio |
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Usability |
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Quellenverwaltung & Bibliotheken |
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Formate |
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Fazit
Auch das XBox Mediacenter wartet mit zwei Nullrunden auf. Kein Fernsehen, kein Webradio. Dafür hat es seine Stärken klar in der Serien- und Filmverwaltung wo es aufgrund seiner Unkompliziertheit und Flexibilität punktet. Grade in diesen beiden Kategorien zeigt es genau das, was man auf dem Wohnzimmer-TFT sehen will: Bilder, Grafiken und schick aufbereitete Infos statt schnödem Text. Enttäuschend zeigen sich dagegen die Bilder- und Musikverwaltung die wirklich nur das nötigste bieten. Wem die Grundfunktionen reichen, der ist gut bedient. Auch bei der Usability muss sich das XBMC dem Windows Media Center geschlagen geben, es wirkt an vielen Stellen einfach noch zu unrund für die absolute Home-Entertainment-Experience. Die von Windows-Bibliotheken entkoppelte Quellenverwaltung ist gut gelöst und auch die unterstützten Formate lassen zunächst keine Wünsche offen. Meiner Meinung nach eine solide Vorstellung und der ideale Partner für Film- und Seriensammler ohne TV-Karte.