Köthi vs. Mallorca Tag 5
Der Morgen begann anstrengend. Blaudi war im Speisesaal unterwegs. Blaudi? Who the f*ck is Blaudi? Blaudi ist das meiner Meinung nach völlig misratene Maskottchen der Hotelkette “Blau”. Blaudi ist orange und hat spitze Ohren und trägt irgendwie ne Latzhose oder so. Die Kinder fliegen total auf Blaudi, ich kanns nicht verstehen. An meiner negativen Meinung des Maskottchens änderte auch ein kumpelhafter Klopfer auf meine Schulter nichts, wärend ich mit dem Verspeisen eines Croissont beschäftigt war. Der Typ im Kostüm mag ja ne coole Sau sein, das Maskottchen selbst ist uncool. Nicht auf dem Bild ist übrigens die Gefährtin von Blaudi, im Prinzip das gleiche Vieh nur mit blonder Perücke. Da weiß ich auch nicht, wie es heißt. Blaudine vielleicht.
Während ich immernoch über die Spezies von Blaudi sinnierte, schwangen wir uns dynamisch wie immer in den noch heute zur Verfügung stehenden schnittigen Opel Corsa vom Vortag und fuhren Richtung Palma. Heute stand also die Hauptstadt Mallorcas auf dem Programm, inklusive Ballermann, Bierkönig und Kathedrale, also die volle kulturelle Breitseite.
Der erste Halt war dann die Playa de Palma, also jener Strandabschnitt, der die Schlagerszene seit Jahren prägt und bedingt durch die Trinkfreudigkeit der Deutschen nicht unbedingt den Ruf des beschaulichen Traumstrandes genießt. Den gesamten Strand entlang stehen in regelmäßigen Abständen kleine Strandbuden, die Speisen und Getränke anbieten. Sie heißen Balneario und sind von 1 bis 15 glaube ich durchnummeriert, berühmt geworden ist aber nur Balneario 6, der sogenannte “Ballermann 6”. Auf dem Bild oben sieht man Balneario 8 mit ein paar Stühlen davor. Wir starteten bei Balneario 10 und wanderten ein paar Hundert Meter den Strand entlang bis zum sagenumwogenen Ballermann 6. Der ist auch seiner Historie tribut zollend deutlich größer als alle Anderen Balnearios und es saßen schon einige Trinkwütige dort als wir da waren, das war immerhin vor 12 Uhr mittags.
Ich kann mir vorstellen, dass da Abends deutlich mehr los ist, auf diese Erfahrung wollten wir jedoch in diesem Urlaub verzichten. Weiter ging es dann zur berühmten Schinkenstraße und dort dann in das bekannteste Lokal am Platz, den “Bierkönig”. Der Bierkönig ist ein unheimlich großes Freiluftlokal, wo Abends natürlich auch die Schlagerprominenz auftritt und so viel Bier über den Tresen geht, wie es der Paderborner in 5 Jahren Libori nicht zustande bringt. Zu den Klängen von Andrea Berg begannen bereits die ersten Schlagerfans sich aus dem Leben zu schießen.
Da auf Mallorca in Open-Air-Gastronomien ab Mitternacht die Musik bis auf unter irgendwas mit 60 Dezibel gepegelt werden muss, gibt es rund um die Schinkenstraße auch massenhaft Diskos, die vielleicht berühmteste ist das “Oberbayern”. Rein konnten wir nicht, das war mittags natürlich noch nicht auf, das hätte mich ehrlichgesagt auch gewundert. Conny war skeptisch ob der ganzen Party-Maschinerie.
Eigentlich wollten wir schon in die Bummelbahn nach C’an Pastilla steigen, als ich im Augenwinkel den Megapark gesehen habe, da mussten wir natürlich noch rein. Ein wenig wie eine Kirche gestyled war das Dingen ungefähr so groß wie der Bierkönig, an der Theke stand dann auch “Bierkaiser”, hier tobt offensichtlich ein kleiner Konkurrenzkampf. Einen DJ auf einem großen Faß und einen Disko-Keller hatte die Anlage auch und auch hier fanden sich schon die ersten Personen ein, um sich gepflegt einen zu genehmigen.
Vor dem Megapark gab es dann eine “Grillmeister”-Wurstbude, an der ich dann ob des fehlenden Mittagessens einer 1/2-Meter Bratwurst nicht wiederstehen konnte. Dem Slogan “Auf die Wurst kommt es an” kann ich voll und ganz beipflichten, es würde mich nicht wundern, wenn die Grillmeister den Phosphatstengel aus Deutschland einführen. Apropos Bratwurst auf Mallorca: Irgendwo gibt es derzeit auch ein Mallorca-Oktoberfest; richtig mit Maß und bayerischen Spezialitäten und bayerischer Musik und allem drum und dran, da fahren wir aber nicht hin, wenn ich Oktoberfest will, fahr ich nach München und nicht nach Spanien.
Dann stiegen wir aber schließlich in die Bummelbahn und fuhren einmal den Strand entlang, um am anderen Ende den kleinen Hafen von C’an Pastilla zu begutachten und bei einem Eis am Stiel landende Flugzeuge zu beobachten. Während wir da etwa eine viertel Stunde saßen, sind bestimmt 6-7 Flugzeuge gelandet, die Meisten davon von Air Berlin, die Ferien in Deutschland machen es möglich.
Einen sehr leckeren Fund habe ich dann in C’an Pastilla noch gemacht: “Kas Naranja”, mein favorisierter Fanta-Abklatsch. In Deutschland nur schwer zu bekommen und in Spanien auch nicht mehr überall zu finden. Kas naranja schmeckt eigentlich wie Fanta… nur nicht so künstlich, sondern viel orangiger wie ich finde. Wenn es richtig kalt ist, gibt es nichts besseres im Sommer. So… Werbung vorbei, wollte das nur mal erwähnt haben…
Der Strand von Palma, also die Playa de Palma, liegt ein wenig entfernt von der eigentlichen Stadt Palma, so dass wir uns dafür nochmal in unseren Ferienflitzer schwingen mussten, um die paar Kilometer nach Palma noch hinter uns zu bringen. Die Parkplatzsuche in Kathedralennähe gestaltete sich Gott sei Dank relativ unkompliziert und wir fanden einen Parkaus-Parkplatz direkt an der Kathedrale, nach dem verlassen des Parkhauses bot sich uns folgender Anblick.
Da haben wir doch direkt mal ein Postkartenreifes Foto mit Conny und Kathedrale geschossen.
Auf dem Weg zur Kathedrale waren schon die Vorbereitungen für den Sonntag stattfindenden TUI Mallorca Marathon im Gange. Ich wäre ja zu gerne mitgelaufen, aber selbst wenn ich die letzten vier Wochen tatsächlich gelaufen wäre, wäre ich jetzt maximal bei einer Distanz von etwa 20 oder 25 Kilometern angekommen. Vielleicht ja nächstes Jahr. Ich habe immerhin mal ein Bild vor der Start-Ziel-Linie, wo ich völlig entkräftet einen Schluck aus meiner Wasserflasche nehme.
Die Kathedrale ansich ist schon sehr beeindruckend, Conny hat sie aber eindeutig mehr beeindruckt als mich und Conny hat davon auch mehr Ahnung als ich, deswegen also hier mal der Gastkommentar von Conny:
Die Kathedrale von Palma ist der spanischen Gotik zuzuordnen, daher seeeeeehr hell durch viele Fenster, die auch noch sehr bunt verglast sind. An und für sich ist das nichts besonderes für gotische Kirchen, wer vielleicht schonmal in Frankreich in Chartre und Amiens war, hat das schonmal gesehen. Wirklich beeindruckend war das Ganze durch die in Palma fast ganzjährig scheinende Sonne, die die Fenster geradezu zum Strahlen gebracht hat. Da versteht man warum die kleinen Leute im Mittelalter soviel Respekt vor der Kirche hatten :) Außerdem hat sie eine reiche Innenausstattung auch aus nachgotischer Zeit, war ja immerhin die Kirche des Königs von Mallorca (und hierbei ist nicht Jürgen Drews gemeint), der schon länger tot ist (was vielleicht bei Jürgen Drews nicht schlecht wäre). Insgesamt ist die Kathedrale trotz 4 euro Eintritt sehr empfehlenswert. Immerhin wird das Geld laut Eintrittskarte für die Restaurierung der Kirche verwendet.
Das Foto von den Würstchen ist natürlich nicht gerade ein würdiger Abschluss für so einen fundierten Bericht über die Kathedrale, die musste ich aber dokumentieren, wo ich doch jetzt auch Frankfurter bin.